Dirk Ewers - Ringförmige Sonnenfinsternis und Venustransit in den USA






Ringförmige Sonnenfinsternis und Venustransit in den USA

Im Mai und Juni 2012 finden zwei astronomische Großereignisse statt, für deren Beobachtung sich die
Vereinigten Staaten sehr gut eignen. Innerhalb von gut zwei Wochen kann man dort zwei verschiedene
Sonnenfinsternisse verfolgen !



Die ringförmige Sonnenfinsternis am 20.05.2012

Zunächst verläuft der Schatten des Mondes zum Ende einer ringförmigen Sonnenfinsternis über den Mittleren
Westen. Dieses Ereignis findet am Abend des 20.Mai statt und die Sonne steht an unserem voraussichtlichen
Beobachtungsort - dem Abiquiu-Reservoire nördlich von Santa Fe - nur noch knapp 6° über dem Westhorizont.

Der scheinbare Sonnendurchmesser beträgt zu diesem Zeitpunkt 31,6 Bogenminuten, während der Mond nur
29,5 Bogenminuten groß erscheint - etwa 87% der Sonnenoberfläche werden hierbei durch den Mond bedeckt.

Befindet man sich in der Region Albuquerque in der Mitte des Finsternispfades, so kann man für maximal
4:16 Minuten den kompletten Mond vor der Sonnenscheibe sehen. Der von den Reiseleitern Peter Habison
und Stefan Seip - www.astromeeting.de gewählte Standort ermöglicht dies nur für 2:26 Minuten, jedoch
kann man so weit in der Nähe des nördlichen Randes der Finsternis auch besser das 'Perlschnur-Phänomen'
verfolgen. Hierbei verdecken am Mondrand befindliche Berge gerade so den Rand der Sonne und dazwischen
liegende Täler lassen während der Bewegung des Mondes immer wieder andere Bereiche der Sonnenoberfläche
hindurchscheinen. Durch das Funkeln des Sonnenlichtes in diesen Bereichen entsteht so der Eindruck einer
dynamischen Perlenkette.



Der Venustransit am 05.06.2012

Die zweite auf der Reise beobachtbare Sonnenfinsternis fällt wesentlich geringer aus.
Unser Nachbarplantet Venus zieht während eines Zeitraumes von gut sechseinhalb Stunden vor der Sonne her.
Es handelt sich hierbei um die letzte Chance, ein solches Ereignis zu verfolgen, denn erst in 105 Jahren
findet so etwas wieder statt.

Die Venus hat zum Zeitpunkt ihrer unteren Konjunktion einen Durchmesser von 58,3 Bogensekunden,
während die Sonne 31,5° - also 1890 Bogensekunden - gross erscheint. Trotz dieses Faktors von gut
1 zu 32 kann die Venus bei Betrachtung der Sonne ohne Vergrösserung während ihres Transits als
schwarzer Fleck auf der Sonnenoberfläche erkannt werden. Voraussetzung sind natürlich entsprechende
Schutzfilter wie z.B. Sonnenfinsternisbrillen, solange die Sonne nicht in Horizontnähe sehr stark
durch die Luftschichten der Atmosphäre gedämpft wird.




Der Weg der Venus vor der Sonnenscheibe über einen Zeitraum
von 6 1/2 Stunden (Animation aus Cartes du Ciel)


Besonders der Ein- und Austritt der Venus vor der Sonnenscheibe wird hier spektakuläre Ansichten bieten.
Mit entsprechender Vergrösserung kann man dem Tropfen-Phänomen auf die Spur kommen. Bedingt durch die
Randverdunkelung der Sonne, aber auch optische Limitierungen verbindet sich der zum Sonnenrand zeigende
Venusrand direkt nach dem Eintritt (2.Kontakt) bzw. vor dem Austritt (3.Kontakt) noch / schon über einen
längeren Zeitraum mit dem Rand der Sonne. Dieses Problem erschwerte die Ermittlung der genauen Kontaktzeiten
in früheren Jahrhunderten deutlich.

Mit der Erstellung von hochauflösenden Bildern im H-Alpha - bzw. Kontinuum-Bereich möchte ich u.a. versuchen,
diese Zeiten möglichst genau zu ermitteln.



Vor dem Venustransit ereignet sich in der Nacht vom 03. auf den 04. Juni (Ortszeit) noch eine partielle
Mondfinsternis. Hierbei wird die Mondoberfläche zu etwa 30 Prozent durch den Halbschatten der Erde verdunkelt.








-   Reisebericht in Bildern   -











Die beiden zum Eintritt der Venus nahezu im Zenit stehenden Himmelskörper konnten bei
guter Durchsicht und zunächst hervorragendem Seeing detailreich abgebildet werden.




Yes, we got it ! - Die Venus zeigt sich vollständig vor der Sonnenscheibe
Aufnahme um 12:30 Ortszeit - 0:30 MESZ.
Die Sonne ist hin und wieder von durchziehenden Wolken bedeckt.
Hinzu kam bei mir noch eine zusätzliche Sonnenfinsternis durch
wedelnde Palmenblätter ... - also Standortwechsel des Stativs !




Dienstag, 05.Juni 2012. 6 Uhr früh. Blick auf die Silhouette des Mauna Loa, unsere Hotelanlage
bei Keauhou - Kona und die Westküste. Da am Standort des Hotels in den vergangenen Tagen fast
immer Bewölkung einzog, werden wir an der Westküste entlang bis nach Waikoloa fahren. Dort war
seit unserer Ankunft die geringste Wolkenentwicklung zu beobachten. Stefan und Peter haben auf
einer Hotelanlage ein Areal für uns angemietet.




Sonnenuntergang zwischen Subaru und Keck 1/2, rechts das NASA Infrarot - Teleskop




Mondaufgang am Mauna Kea




Vulkan Kilauea im Mondlicht, rechts im Bild Strichspur des Kreuz des Südens




Der Durchmesser des Hauptspiegels des Hooker - Teleskopes beträgt 100 Zoll = 2,54m
Das Teleskop hatte von 1917 bis 1949 die weltweit größte Öffnung und somit Auflösung.




Die Kuppel des legendären Hooker-Teleskopes.


 

Links : Auch Albert Einstein interessierte sich für die Forschungsergebnisse
auf dem Mount Wilson; rechts Edwin Hubble
Rechts : Ein Mitarbeiter erklärt im großen Sonnenteleskop gewonnene Aufnahmen,
die Magnetfeldänderungen auf der Sonnenoberfläche darstellen


 
Links : Das Snow - Sonnenteleskop hat eine Höhe von 45 m
Rechts : Das von den Heliostaten durch den Turm gelenkte
Licht wird im Betriebsraum permanent aufgezeichnet.






Detail der Heliostat-Anordnung




Die Sonnenteleskope auf dem Mount Wilson




Jumbo Rocks und Joshua Tree im Mondlicht


 
Postkutsche vor dem O.K.Corral                                     Neulich, im Saloon




Mit ihm ist auch nicht zu spaßen ...


 

Die Clantons zogen bei der genannten Auseinandersetzung den Kürzeren. Sie durften anschliessend
noch einmal mit einem schicken Wagen durch die Stadt fahren, mußten sich dann allerdings auf dem
'Boot Hill' die Radieschen von unten anschauen.




Vorsicht, Kugelhagel !
Mehrfach täglich kann man in Tombstone die legendäre Schiesserei am O.K. Corral zwischen Wyatt Earp,
seinen beiden Brüdern und Doc Holliday sowie dem Clan der Clantons bestaunen.




Sonnenuntergang im Saguaro-Nationalpark. Rechts unterhalb der Sonnenmitte ist ein Sonnenfleck zu sehen.




25.05. : Malerische Landschaft im Schattenspiel der untergehenden Sonne


 

Vogelspinne und Saguaro-Stamm mit Blüten und Spechtbau


 

Klapperschlangen im Desert 'Museum' bei Tucson




Mondspur mit Saguaro-Kakteen




Nach dem Besuch auf Kitt Peak fand eine gemeinsame Beobachtung von Venus, Mond und weiteren
Himmelsobjekten in einem Park von Tucson statt. Hierbei wurden von Aufnahmen mit den hier
heimischen Saguaro-Kakteen, Planetenbeobachtung, Zeitraffer-Sequenzen, Sternbild- und Strichspur-
Aufnahmen bis zur I-Phone-App für den Sternenhimmel viele unterschiedliche Techniken ausprobiert.




Blick hinab von der Auffahrt zum Mayall-Teleskop (4m Spiegeldurchmesser) auf den zentralen
Bereich des Kitt-Peak-Areals


 

Licht am Ende des Tunnels - Blick durch den Turm des grössten Sonnenteleskopes der Welt.
Rechts : Heliostaten bündeln das Sonnenlicht auf dem Turm des McMath-Pierce-Sonnenteleskopes
und lenken es über eine Brennweite von mehr als 82 Metern durch ihn hindurch.




Detailansicht - links spiegelt sich die Sonne im WIYN-Teleskop (3.5m). Es ist die jüngste
und auf neuestem technischen Stand befindliche Anlage hier oben.
Auf dem Kitt Peak befinden sich 23 optische und zwei Radioteleskope. Eine solch große
Anzahl von Teleskopkuppeln gibt es auf keinem anderen Berg der Welt.




24.05. : Serpentinenfahrt zum Kitt Peak - Fotostop auf dem Weg zum Gipfel




Venus und die Sichel des zunehmenden Mondes treffen sich in einem Abstand von etwa 5°.
Kaum zu glauben, dass unser Nachbarplanet jetzt immer noch 20° von der Sonne entfernt ist,
in zwei Wochen aber bereits vor ihr her ziehen soll !




Weisser Sand - Rote Sonne




Out of this World




23.05. : White Sands. Erste Schritte in der Schwarz/Weiss-Fotografie
nach einem kurzen 'Workshop' mit Stefan




Begeisterung über das Farbenspiel zum Sonnenuntergang




22.05. : Am Verly Large Array

Diese in der Nähe von Socorro befindliche Anlage besteht aus 27 Radioteleskopen mit einem
Durchmesser von je 25 Metern und einem Gewicht von 230 Tonnen. Empfangen werden Radiosignale
aus dem All im Wellenlängenbereich von 0.7 bis 400cm (Frequenzbereich 43 - 0.075 GHz).
Die Teleskope können interferometrisch zu einer Empfangseinheit mit dem Auflösungsvermögen
eines Teleskopes mit 36 Kilometern Durchmesser zusammengeschaltet werden.
Je nach Ausdehnung des zu beobachtenden Objektes und der erforderlichen Auflösungsqualität
können die Positionen der Einzelteleskope auf drei 21 Kilometer langen Fahrtstrecken entsprechend
angepasst werden.





Finsternis-Vergnügen in New Mexico - voller Erfolg am Abiquiu-Reservoir !


Die Finsternis konnte unter optimalen Bedingungen bis zum Untergang beobachtet werden.
Hier ein erster Eindruck :




Da die Finsternis sowohl zu ihrem Anfang über Asien als auch zum Ende in den Vereinigten
Staaten über bewohntes Gebiet verlief war sie wohl eine der meistgesehenen bisher.




Kurz nach dem ersten Kontakt des Mondes mit der Sonnenscheibe




Übergang eines Filamentes in eine Protuberanz sowie Sonnenflecken
und Mondrand zur fortgeschrittenen partiellen Phase




Sonne und Mond etwa zur Mitte der Ringförmigen Sonnenfinsternis




Beobachtungsplatz und Landschaft während der Ringförmigkeit, in der Mitte Spiegelung des Sonnenrings




Teilverfinsterter Sonnenuntergang mit Fleckengruppe





Das Wichtigste in Kürze :

Nach 28 Stunden Anreise von Wien über Paris und Atlanta ist unsere Reisegruppe um 23 Uhr Ortszeit im Hotel
in Albuquerque eingetroffen. Die Reiseteilnehmer sind vollzählig, jedoch fehlt noch Gepäck (insgesamt 9 Koffer).
Meine Ausrüstung ist glücklicherweise nicht betroffen.

Am 19.05. erfolgte die Weiterreise nach Santa Fe. Das Championsleague-Finale FC Bayern - Chelsea konnte
ich live auf Fox Sport verfolgen. Nach dem unschönen Ausgang des Spieles ist es gut, daß jetzt gleich zur
Abwechslung die Sonnenfinsternis ansteht...

Am heutigen Tage (20.05.) fand am Vormittag eine Vorbesprechung zu Foto- und Beobachtungstechnik statt.
Ich werde jetzt meine Ausrüstung vorbereiten; um 15 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Abiquiu-Reservoir
und werden voraussichtlich gegen 17 Uhr dort eintreffen.
Um 18:27 Uhr Ortszeit ( 02:27 MESZ) beginnt die Verfinsterung der Sonne mit dem ersten Kontakt des
Mondes. Von 19:33:11 bis 19:35:37 Uhr Ortzseit (03:35:11 - 03:35:37 MESZ) kommt es zur ringförmigen Phase.
Danach dauert es nur noch eine halbe Stunde, bis die noch teilverfinsterte Sonne hinter dem Westhorizont
untergeht.

Das Wetter ist Heute - wie auch bereits Gestern - herausragend. Brilliant blauer Himmel und nur einzelne
Wölkchen, ausschließlich über den umliegenden Bergen.
Gestern war die Sonne zu ihrem Untergang viel zu hell, um stimmungsvolle Aufnahmen mit der Landschaft
zu erstellen. Aber dies wäre ein Luxusproblem während der Finsternis !





Prolog in Wien :

Bereits um 17 Uhr treffe ich in Wien ein; daher bleibt noch Zeit für ein Treffen mit Otto.
Ihn kenne ich von der SOFI-Reise 2008 durch China. Da er und seine Frau in der österreichischen
Hauptstadt leben und sich dementsprechend gut auskennen hat er angeboten, mir einige
Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt zu zeigen. Hier ein paar Beispiele :


   

Karlskirche und Mozart-Denkmal


   

Goethe-Denkmal und Viaker


   

Hotel Bristol, Fassade und Empfang


   

Hotel Sacher, Westfassade und Haupteingang




Die Hofburg, ehemaliger Sitz des österreichischen Kaisers






Animationen und Karten :





Bewegung des Halbschattens des Mondes über die Erdoberfläche   (Quelle: A.T.Sinclair / NASA)





Phasen der Verfinsterung an dem gewählten Standort Abiquiu, erstellt mit Cartes du Ciel
Am Ende der Animation ist zu erkennen, daß die Sonne bei ihrem Untergang noch teilverfinstert ist



   

Daten der Finsternis in Abhängigkeit der geographischen Lage des Beobachtungsortes
links : Dauer der Ringförmigkeit bei unterschiedlichen Abständen zur Zentrallinie (Michael Zeiler)
rechts : Kontaktzeiten und Sonnenhöhe am gewählten Beobachtungsort
Quelle : Solar Eclipses - Interactive Google Maps - Xavier Jubier






Weiterführende Links und Beobachtungsberichte :