Dirk Ewers - Totale Sonnenfinsternis über der Türkei am 29.03.2006 <BR>


Totale Sonnenfinsternis über der Türkei am 29.03.2006



Schwarzer Neumond unter der Flagge des Halbmondes



Near-Live-Bericht

An dieser Stelle finden Sie in Kurzform aktuelle Nachrichten sowie direkt nach
dem Ereignis einen ausführlicheren Bericht und bei Erfolg erste Aufnahmen.



11.03.

Nach zähem Ringen wurde für die Beobachtung und Aufnahme
dieser Finsternis nachfolgende Ausrüstung gewählt :

Meade LX 200 12" (sofern der Transportkoffer rechtzeitig eintrifft)
für Aufnahmen von innerer Korona, Chromosphäre und Protuberanzen
(soweit in der Nähe des Minimums der Sonnenaktivität vorhanden)

APO-Tele 170-500mm mit EOS 300D
für Aufnahmen der Korona mit verschiedenen Belichtungszeiten

Panasonic NV-GS 35 Videokamera mit Konverter 1.4-fach (entspr.42-f. opt. Zoom)
für Nahaufnahmen der Finsternis

Panasonic NV-DS 11 Videokamera
für Weitwinkelaufnahmen

28mm-Objektiv mit Canon EOS 300
für Weitwinkelaufnahmen

Meade ETX 90 mit Zeiss Binokular
für detailierte Beobachtungen der Finsternis



14.03.

Zufall oder weise Voraussicht ? :-)

NASA / Exploratorium überträgt die totale Sonnenfinsternis aus Side / Türkei !

Schon vor einigen Tagen wurde bekannt, dass Exploratorium in Zusammenarbeit mit der NASA exclusiv aus dem Amphitheater von Side live die totale Sonnenfinsternis in die USA überträgt.
Mit u.a. vier professionell ausgestatteten Teleskopen sollen verschiedene Aufnahmen der Finsternis gewonnen und über Satellit in die USA ausgestrahlt werden.

Da sich das römische Theater ja quasi "vor unserer Haustür" befindet können wir uns schon darauf freuen, den Profis einmal bei Ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen ...



17.03.

Nunja...
Dass Side aufgrund der günstigen Lage (wie oben beschrieben) ein bevorzugter Beobachtungsort für diese Finsternis sein würde, war durchaus zu erwarten. Es erstaunt mich inzwischen aber doch, daß sich hier während der Eclipse wohl in der Tat die Profi-Astronomen geradezu "die Klinke in die Hand" geben.

Wie ich soeben feststellen konnte, ist Glenn Schneider ebenfalls zu dieser Zeit in Side. Er betreut als Ingenieur das NICMOS-Instrument (Nah-Infrarot-Kamera /Multi-Objekt-Spektrometer) am Hubble-Space-Telescope und ist mit inzwischen 25 (fünfundzwanzig) totalen Sonnenfinsternissen (davon 22 erfolgreich beobachtete) wohl weltweit einer der erfahrensten Finsternis-Experten.
Ja, und wie könnte es anders sein - nach letztem Stand der Dinge ist er wohl im Hotel Sunrise Queen einquartiert und will auf dem Hotelgelände diese Finsternis beobachten.

Sunrise Queen ? War da nicht etwas ...? Ja, richtig ! Das ist doch unser Hotel...



20.03.

Vorabend-Check-In in Kassel
Gesamtgewicht Teleskop+Stativ+Zubehörkoffer+Reisekoffer : 126kg
davon Teleskopkoffer : 58kg



21.03. - Anreisetag

6.40 Uhr MEZ Abflug Paderborn, Ankunft in Antalya 14.00 Uhr Ortszeit.


Anflug auf Antalya

Nachdem das Kofferband seinen Dienst eingestellt hatte standen mir nur die normalen Hartschalenkoffer zur Verfügung. Auf Nachfrage wurde ich zu dem separaten Stellplatz des Teleskopkoffers / Stativs geführt. Als ich in mühevoller Kleinarbeit eine Stufenpyramide auf dem Gepäckwagen errichtet hatte und ein paar Meter gefahren war, wurde ich von einem Zollbeamten angehalten.

Nachdem der Beamte erfahren hatte, daß es sich bei dem Inhalt des großen Koffers um ein Teleskop handelt, wurde ich gebeten den Koffer zu öffnen. Also demontierte ich die Stufenpyramide wieder und hievte den Teleskopkoffer auf einen Tisch. In aller Ruhe führte ich das Gerät vor und zeigte auch die vorausschauend beigefügte Bedienungsanleitung. Wie sich nach kurzer Verständigung (in engl.) herausstellte, wurde ich wohl verdächtigt, dieses Gerät zwecks eines Verkaufes in die Türkei einführen zu wollen. Der Herr Zollbeamte sagte noch etwas von "Big Problem ... Sell Telescope ? Big Problem, ... ... go back to Germany !" Wie ich im weiteren Gespräch erfuhr meinte er damit aber glücklicherweise nur, daß ich bei der Ausreise mit seinem Vermerk auf dem Einreise-Ticket zur Zollstelle gehen soll, um den Vorgang dann zu vereinfachen.
Es folgte eine einstündige Fahrt im Shuttle-Bus (dem nächstmöglichen, der ursprüngliche Bus war aufgrund der Zoll-Aktion bereits abgefahren) von Antalya zum Hotel in Side. Dank der supernetten Hotelangestellten, die sich um den weiteren Transport des Gepäcks kümmerten und mir auch ein Apartment mit Meerblick und Terasse für das Teleskop zur Verfügung stellten, hellte sich die Stimmung dann aber doch deutlich auf.



22.03.

Im Anschluß an ein ausgiebiges Frühstück begann der Zusammenbau des Statives, Es folgte das Auspacken und Montieren des Teleskopes auf der Terasse. Bei ersten Funktionstests wurden keinerlei Beschädigungen / Fehlfunktionen festgestellt - die Finsternis kann kommen !

Aktuell ist auf der Sonnenoberfläche eine Gruppe kleinerer Sonnenflecken auszumachen (siehe Foto)
die aufgrund der Rotation der Sonne allerdings in 2-3 Tagen nicht mehr sichtbar sein wird.



23.03.

Gegen Abend treffen Johann und Monika ein, aufgrund einer kurzfristig erforderlichen Reparatur an Ihrem Flugzeug allerdings mit mehr als zwei Stunden Verspätung.
Johann hatte sich doch noch entschlossen, sein größeres Instrument (8 Zoll / 1.800mm) in einem speziell gepolsterten Alu-Transportkoffer mit auf die Reise zu nehmen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen sind die Beiden allerdings für einen Stop an der Hotelbar zu geschafft.
Ich geselle mich noch kurz zu einer Runde mit drei Engländern bzw. Schotten, die - im Gegensatz zu den meisten bisher kennengelernten Hotelgästen - auch wegen der Finsternis hier sind.



24.03.

Ausgiebiges Frühstück, dann kurzer Begang des Hotelgeländes mit Johann und Monika. Von fünf potentiellen Beobachtungsplätzen kommen zwei in die engere Wahl; diese sollen in den nächsten Tagen noch genauer überprüft werden.

Danach kurz in die Stadt (ca.10 Min. zu Fuss) um E-Mails und Internetseiten zu checken.
An einen Inernetzugang im Hotel ist leider nicht zu denken (nur ein PC mit indiskutabler Übertragungsgeschwindigkeit (oder besser -langsamkeit ?). Ja, damals, das waren noch Zeiten - auf der Discovery ... :-)
Der Himmel zeigt sich am heutigen Tage von seiner bisher schlechtesten Seite seit der Ankunft am 21.03.:
Zum Zeitpunkt der Totalität wären Sonne und Mond nur hinter recht massiven Wolkenbändern zu erahnen gewesen. Immerhin ist bisher kein einziger Regentropfen gefallen ...
Am 27.03. sollen ca. 40 Amerikaner eintreffen, u.a. auch Glenn Schneider. Wie man vom Hotelpersonal hört hat diese Reisegruppe wohl den Helikopter-Landeplatz für die Beobachtung der Finsternis angemietet.



25.03.

Der Tag wurde weitgehend mit Vorbereitungen und Beobachtungen verbracht.
Sollte das Wetter an unserem Standort gut sein dann wird als Beobachtungsplatz eine Grünfläche in Nähe des Hotelstrandes ausgewählt werden. Mit der Haustechnik ist die provisor.Verlegung einer 230V-Zuleitung dorthin abgesprochen.
Voraussichtlich werden wir dort mit ca. 8 Personen ein kleines Areal mit Sonnenliegen etc. weitmöglichst abgrenzen, um bei größerem Publikumsverkehr halbwegs ungestört zu sein.
In dieser Gruppe befindet sich auch David aus Liverpool, der ein kleines Coronado H-Alpha-Teleskop dabei hat. Somit können wir kurz vor der Finsternis bei Bedarf schon sehen, an welchen Stellen evtl. Protuberanzen vorhanden sind.



26.03.

Heute war große Sightseeing-Tour mit Hilfe eines Mietwagens angesagt, siehe Fotos :

 
Side : Das römische Theater (später Ort der Live-Übertragung von NASA/Exploratorium)
und der berühmte Apollo-Tempel am äußersten Punkt der Landzunge

 
Die Wasserfälle bei Manavgat und das Stauwerk des "Green Canyon"

 
Eine typische Szene auf dem Weg in die Berge : Viele Ziegenherden kreuzten die Straßen und auch die zur Bewachung eingesetzten Hirtenhunde dürfen nicht fehlen.
Rechts: eine einsame Schildkröte bahnt sich ihren gefährlichen Weg über die Fahrbahn


Das besterhaltene antike Theater der Türkei bei Aspendos in der Nachmittagssonne


Eine sehenswerte, blühende Landschaft


Die ersten Amerikaner sind bereits im Hotel eingetroffen (Reiseveranstalter: Travel Quest).
Angeblich sollen es incl. der Morgen anreisenden sogar ca. 140 Personen sein ...