Dirk Ewers - Totale Sonnenfinsternis auf der Osterinsel am 11.Juli 2o1o


Totale Sonnenfinsternis auf der Osterinsel
am 11.Juli 2010




Reisebericht in 'Sterne und Weltraum' Heft 12 / 2010



Am 11.Juli 2010 kann man in den Weiten des Pazifik eine totale Sonnenfinsternis beobachten.
Für Menschen, die das Schauspiel einer 'Totalen' einmal selbst erlebt haben, hätte diese Tatsache
allein wohl schon ausgereicht um sich näher mit dem Thema zu beschäftigen und die Möglichkeit
einer Reise dorthin zu prüfen. Da der Kernschatten des Mondes in seinem Verlauf diesmal sogar
über die sagenumwobene Osterinsel zieht war eine Reise dorthin zum Zeitpunkt der Finsternis
seit Jahren ein absoluter Traum.
Da dieses Reiseziel gut 3.600 Kilometer vom chilenischen Festland sowie ca. 4.000 Kilometer von
der Inselgruppe um Tahiti entfernt ist, wird die Osterinsel auch oft als entlegenster Ort der Welt
bezeichnet.

Mit Ausnahme weniger kleiner Inseln im Bereich von Tahiti sowie der Westküste Argentiniens,
wo Sonne und Mond aber nur etwa ein Grad über dem Horizont stehen, trifft der Mondschatten
sonst nur noch auf Wasser.

Schon weit über ein Jahr vor dem Finsterniszeitpunkt gab es Reiseangebote verschiedener
Anbieter, die für mich jedoch in keinem akzeptablen Kosten-/Nutzenverhältnis standen.
Auch LAN Chile fand schnell heraus, daß sich mit diesem Ereignis und dem Monopol auf
Flugverbindungen zur Insel viel Geld verdienen läßt. So wurden Reiseveranstalter bevorzugt
bedient, die am besten gleich komplette Flüge chartern sollten.
Als Privatperson hätte man nur bei einem Mindestaufenthalt von 4-5 Wochen Flüge zur Insel
buchen können. Erst im April 2010 gab LAN die einzelne Buchung von Flügen frei, die näher
am Tag der Finsternis lagen; allerdings auch nur für ganz bestimmte Tage.
So gelang es mir im Mai doch noch, eine Flugverbindung am 02. bzw. 20.Juli zu einem
akzeptablen Preis zu finden.

Die Buchung einer Unterkunft gestaltete sich ebenfalls recht schwierig. Auch hier hatten
Reiseveranstalter - insbesondere aus den USA - zum Teil bereits Jahre im Voraus die wenigen
Hotels oder auch private Pensionen geblockt.
Nur durch den privaten Kontakt von Alexander Birkner mit der auf der Insel lebenden Stephanie
Pauly konnte ich so kurzzeitig noch ein Zimmer in der Pension Ihrer Bekannten bekommen.

Stephanie lebt seit 14 Jahren auf der Osterinsel und hat über ihre Erfahrungen auch ein
Buch geschrieben.




Die totale Phase dieser Sonnenfinsternis dauert am Standort Tahai 4:35 Minuten. Diese Dauer
kann auf der Insel - je nach Standort des Beobachters - um etwa +/- fünf Sekunden abweichen

Zur Mitte der totalen Finsternis stehen Sonne und Mond in einer Höhe von 40° über dem
nördlichen Horizont. Ja, Norden - da die Insel auf 27° südlicher Breite liegt verläuft
die scheinbare Bahn von Sonne und Mond natürlich weiterhin von Ost nach West, jedoch
über den nördlichen Himmelsbereich.
Die Planeten Merkur und Venus sollten zum Zeitpunkt der Totalität am kurzzeitig entstehenden
Dämmerungshimmel auffindbar sein, ebenso weiter östlich aufgereiht Mars und Saturn.
Auch die hoch am Westhimmel stehenden Sterne Sirius und Canopus sind hell genug für
eine Sichtung mit bloßem Auge.

Evtl. wird in Nähe des Merkur auch der Komet C/2009 R1 McNaught sichtbar, den ich in Deutschland
Mitte Juni noch beobachten konnte. Da der Komet sich inzwischen für eine Beobachtung am
Nachthimmel zu nahe bei der Sonne befindet ist es nur durch die Bedeckung der Sonne durch
den Mond zu dieser Zeit möglich ihn zu beobachten.




Satellitenkarte der Osterinsel. Rot markiert wurde der Unterbringungsstandort
in direkter Nähe der Tahai-Anlage. Quelle: Google Earth

Die statistische Bewölkungswahrscheinlichkeit auf der Osterinsel liegt - wie auch
im letzten Jahr in Shanghai - bei über 50% - siehe Cloudcover Jay Anderson.
Allerdings ist es dort nur selten völlig bedeckt, meist herrscht ein Gemisch aus
Wolken und blauem Himmel vor.




Zeitraffer-Animation :
Bewegung des Mondschattens auf der Erdoberfläche








Aktuelle Berichte :




Auch in den Tagen nach der Finsternis konnten bei Ausflügen mit dem Mietwagen
sowie nächtlichen Beobachtungen viele weitere Eindrücke gewonnen werden;
eine kleine Vorauswahl ist nachstehend zu finden :






Das Kreuz des Südens   und   Der Carina-Nebel (NGC 3372)

Die brilliante Himmelsqualität des Standortes Osterinsel wurde auch bei dieser Aufnahme deutlich.
Daten : EOS 5D II, 50mm, f: 2.0, ISO 3.200, Belichtungszeit 14 x 10s - ohne Nachführung
Trotz eines zu 60% beleuchteten und in Zenitnähe stehenden Mondes sind bei einer Belichtungszeit
von 140 Sekunden schon viele schwächere Strukturen in der Milchstraße zu erkennen.






Blick auf die Milchstrasse am Südhimmel






Sichel und vom Erdlicht beschienener Teil des Mondes,
zwei Tage nach Neumond / Sonnenfinsternis






Rapa-Nui - Tanz für eine Dokumentation am Strand von Anakena






Halbkreisförmiger Regenbogen über dem Meer
auf dem Weg von Rano Raraku nach Hanga Roa



11.07.



KURZBERICHT :

Nach ausführlicher Erkundung der Wetterlage mit dem Auto (u.a. bis kurz vor Anakena) ergab sich
als sicherster Standort letztendlich doch wieder der Ausgangspunkt Mitte der Westküste - Tahai.

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Auf unserem Weg kamen wir auch am Flughafen vorbei. Auch Steffi war erstaunt darüber daß sich dort
vier Maschinen eingeparkt hatten : Air Tahiti Nui, zwei Flugzeuge von LAN sowie ein Privatjet (nicht im Bild)
.



Bis auf zwei, drei kleinere Wölkchen war die Finsternis an einem brillianten Himmel durchgehend
optimal zu beobachten. Was für ein Unterschied zum Vortag !

Auf dem Tahai-Gelände hatten sich mehrere hundert Zuschauer eingefunden. Schon früh um 8 Uhr
stellten die ersten Besucher direkt vor der bekannten Moai-Gruppe ihre Klappstühle auf.
Es blies ein intensiver Westwind vom Meer zur Küste hin. Aufgrund dieser Tatsache und um
dem Gewimmel um die Steinstatuen zu entgehen stellten wir unsere Stative hinter einem Steinwall
im oberen Bereich der Wiese auf.
Da die Entscheidung für den wetterbedingt bestmöglichen Standort so lange wie möglich offen gehalten
werden sollte war der Aufbau der Geräte erst ab 12 Uhr, also vierzig Minuten vor dem ersten Kontakt möglich.
Dieser konnte unter besten Bedingungen verfolgt werden. In der Mitte des linken Sonnenrandes war
plötzlich eine schwarze Delle zu erkennen, die schnell größer wurde. Bis weit in die erste partielle
Phase der Finsternis konnte im östlichen Bereich der Sonnenoberfläche ein Fleckenpaar beobachtet werden.
Dies war auch eine willkommene Hilfe bei der Fokussierung der Optiken.
Bis zum Beginn der Totalität zeigten sich nur selten für einige Sekunden Wolken vor den beiden
Himmelskörpern. Die Schatten wurden allmählich härter und die Umgebung tauchte sich kurze Zeit vor
dem zweiten Kontakt der Mondscheibe mit dem Sonnenrand in ein aschfahles Licht. Schon Minuten
zuvor war der Planet Venus im Nordosten zu erkennen, wenig später zeigte sich auch Merkur.
Über dem Meer wurde der Westhorizont extrem dunkel, der Mondschatten raste heran.
Als das Licht wie mit einem Dimmer immer weniger wurde begleitete die Menschenmenge auf dem Tahai
dies mit 'Aaah's und Oooh's' und beim Diamantringeffekt mit einem Applaus. Es war der Moment,
auf den alle gewartet hatten und wieder lief ein Schauer über meinen Rücken !

Nachdem der letzte Lichtstrahl der Sonne hinter der schwarzen Mondkugel verschwand wurden
die ersten Ausläufer der Korona sichtbar. Am eindrücklichsten war der am rechten oberen Rand,
etwa auf zwei Uhr, weit von der Sonne in den Weltraum zeigende Ausläufer dieser - im Gegensatz
zur Sonnenoberfläche mit ihren 5.000 Grad Celsius - bis über eine Millionen Grad heißen Gas-
auswürfe. Die Korona war nicht mehr so symmetrisch wie vielleicht im Zeitraum des Minimums
der Sonnenaktivität noch zu erwarten. Während die Struktur des westlichen Teiles hiermit
noch große Ähnlichkeit hatte so zeigte der nach Osten gerichtete Bereich eine ungeordnetere
Struktur, schon ähnlicher der einer Maximumskorona.
Erstaunlich leicht erkennbar war der nur ein halbes Grad westlich der Sonne befindliche
Stern Wasat im Sternbild Zwillinge.
Mit dem Fernglas suchte ich kurz die Gegend um den Planeten Merkur ab, der dort befindliche
Komet C/2009 R1 McNaught war jedoch nicht erkennbar.
Dafür zeigte sich im Fernglas ein atemberaubend dreidimensional wirkender Mond vor der Korona.
Während des letzen Drittels der Totalität änderte sich der Anblick des Horizonts über dem Meer
von Dunkel- zu Hellgelb, direkt vor dem dritten Kontakt schließlich wurde er gleißend hell.
In diesem Zeitraum zogen feine Wolkenstrukturen vor Sonne und Mond her und durch die ersten
Lichtstrahlen am Westrand des Mondes entstand so ein wunderschön farbiger Halo und rahmte
den lang anhaltenden Diamantring-Effekt ein !

Die abnehmende partielle Phase und auch der vierte Kontakt konnten mit nun leicht vermehrtem
Wolkendurchzug noch gut verfolgt werden. Das Wetter blieb auch bis zum Untergang der Sonne
über dem Meer stabil und viele Beobachter auf dem Tahai genossen die Abendstimmung bis zum
Beginn der Dämmerung.



   

Direkt vor dem zweiten Kontakt - beobachtet von Steffi
Totalität beobachtet im Weitwinkel sowie zeitgleich im Fernglas


   

Diamantring-Effekte zum zweiten und dritten Kontakt. Dieser fand hinter einer dünnen Wolkenschicht
statt, die für einen beeindruckenden Halo-Effekt sorgte !




Protuberanzendetails zum dritten Kontakt





Korona-Details

Aufnahmen mit elf verschiedenen Belichtungszeiten wurden addiert und zur Verstärkung
von Strukturen in der Sonnenkorona mit einem Larson-Sekanina-Filter bearbeitet.




Bei Kombination des Korona-Summenbildes mit einer nur fünf Minuten vorher entstandenen Aufnahme
der LASCO C2 - Kamera des Sonnenobservatoriums SOHO ergibt sich eine gute Übereinstimmung der
zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Strukturen der Korona. Insbesondere der westliche Bereich (links)
geht fast nahtlos ineinander über.
Um die äußere Korona abzubilden muß das SOHO-Observatorium die Sonne mit einer runden Blende
abdecken. In diesen fehlenden Bildbereich wurde die selbst gewonnene Aufnahme eingesetzt.
SOHO ist ein Gemeinschaftsprojekt von ESA und NASA und wird bereits seit 1995 betrieben.
Das Observatorium wandert mit der Erde um die Sonne im Bereich des ca. 1,5 Millionen Kilometer
von der Erde entfernten Lagrange-Punktes L1 (in Richtung Sonne)


   

Linkes Bild : Der Planet Merkur war östlich von Sonne und Mond gut zu sehen
Rechtes Bild : Lang belichtete Aufnahme mit Koronaausläufern. Sogar Details der Mondoberfläche,
die ja zu diesem Zeitpunkt durch von der Erde reflektiertes Sonnenlicht angestrahlt wird sind
auf dieser Einzelaufnahme bereits zu erkennen.


   

Das Bildfeld zwischen Finsternis und Merkur wurde mit einer separaten Kamera aufgenommen.
Durch Addition von 13 Aufnahmen ergab sich eine Gesamtbelichtungszeit von 35 Sekunden.
Das Ergebnis zeigt außer Merkur ca. 40 Sterne, erreicht wurde eine Grenzgröße von 6.5 Mag.
Der sich zu diesem Zeitpunkt in Nähe des Merkur befindende Komet C/2009 R1 McNaught ist
leider nicht erkennbar.
Der 3.5 Mag helle Stern Wasat im Sternbild Zwillinge befand sich zur Finsternis nur etwa ein
halbes Grad westlich von Sonne und Mond und war mit dem bloßen Auge problemlos zu sehen.


Die Abbildung aller vier zur Finsternis sichtbaren Planeten gestaltete sich recht schwierig.
Zum einen hatte ich hierfür keine Kamera speziell vorbereitet, andererseits zogen während
der Finsternis vereinzelt dünne Wolken entlang der Ekliptik.
Nach Addition mehrerer mit dem Fisheye aufgenommener Fotos konnten jedoch auch Mars und
Saturn nachgewiesen werden : SOFI + 4 Planeten



Aufnahmen und stimmungsvolle Montagen zum Thema Sonnenfinsternis von Stephanie Pauly :


   




   

'Gruppenbild' nach erfolgreicher Beobachtung
Viele Menschen ließen es sich bei dem anhaltend guten Wetter nicht nehmen
den Sonnenuntergang hinter den Statuen des Tahai mitzuverfolgen.


>

Noch vor Einbruch der Dunkelheit verabschiedete sich das erst in den frühen
Morgenstunden gelandete Flugzeug von Air Tahiti Nui wieder von der Osterinsel.




10.07.


Vormittags teste ich noch einmal die Ansteuerung der Kameras mit dem PC und trage
die genaue Uhrzeit sowie die Koordinaten des aktuellen Standortes in das Programm ein.

Am Mittag können wir das WM-Spiel um den dritten Platz zwischen Deutschland und Uruguay
ansehen (3:2), nur eine halbe Stunde zeitversetzt. Der gelungene Abschluß einer deutschen
Mannschaft, die die Erwartungen der meisten Fans sicher übertroffen hat.

Die Ausrüstung ist nun weitgehend eingepackt zum Einladen in Steffis Jeep, mehr kann man
jetzt nicht mehr tun ...

Wetter : Wie auf der Wetterseite von 'Wunderground' vorhergesagt hat es Heute den ganzen
Tag geregnet; es fing damit schon in der zweiten Nachthälfte an. Der über uns liegende
Wolkenteppich zeigte keinerlei Lücken, die SOFI wäre nicht beobachtbar gewesen.
Auf den Nebenstrassen haben sich schon ordentliche Rinnsale gebildet :



Die Aufnahme wurde auf Höhe der Pensionseinfahrt gemacht, in der Bildmitte hinten sind
die Köpfe der Moai des Tahai erkennbar.

Es herrscht Westwind, die Wolken ziehen in rascher Geschwindigkeit über die Insel.
Hier ein Fisheye-Eindruck mit Blick Richtung Westen. Zeitpunkt der Aufnahme : 17:30 Uhr
Ortszeit, also knapp 20 Stunden vor der Finsternis :



Da der Wind auch Morgen beständig von Westen kommen soll werden wir wohl ab 10:30 Uhr
mit dem Wagen zwischen Norden und Süden hin und her pendeln, immer den Westhimmel
im Blick um eine passende Wolkenlücke zu finden.



09.07.




Zum Frühstück gibt es Süßkartoffeln, Papayasaft
und Avocado aus Marias eigenem Garten

Auf dem Weg am Tahai vorbei fällt schon die größere Anzahl von Touristen auf. Direkt an der
Anlage sind etwa 50 Personen, darunter zwei amerikanische Gruppen. Auch in Hanga Roa sind
mehr Fußgänger und Autos unterwegs. Man kann hier aber nicht von Gedränge sprechen, die
Besucher verteilen sich doch in der Stadt und auf dem angrenzenden Küstenbereich.



Der Bestand von Eclipse T-Shirts in den Geschäften geht langsam zur Neige, die angebotene
Motivauswahl war hier aber von vornherein nicht spektakulär.

Wetter : Wieder herrscht überwiegend Sonnenschein; die Windrichtung hat sich nur leicht
verändert, jetzt aus Nordwest kommend.




08.07.


Das Honu-Eclipse-Festival wurde Gestern eröffnet. In Hanga Roa werden noch Eintrittskarten
verkauft; sie sind gültig vom 9.-11.Juli und kosten 60 US-Dollar.

Stefanie hat im Rathaus zu tun und bringt gegen Mittag für uns 'Presseausweise' mit.
Weshalb Sie diese bekommen hat weiß ich nicht, sie stand wohl nur zur richtigen Zeit dort
und hat erzählt daß wir aufgrund einer Reportage freien Zugang zu allen Plätzen benötigen...



Die Polizei der Insel wurde deutlich verstärkt; an jeder größeren Straße Hanga Roas stehen
drei Gesetzeshüter. Sie verteilen nette Flyer mit einem Eclipse-Motiv, darunter steht mehrsprachig
in etwa : 'Die Polizei, dein Freund und Helfer'.

Die Tochter von Maria hat Heute Geburtstag. Am Abend feiert die Familie im kleinen Kreis,
zum Essen darf ich mich dazusetzen. Einer Ihrer Söhne spielt auf der Ukulele. Er beherrscht
das viersaitige Instrument recht gut, tritt auch manchmal mit einer Gruppe auf.
Auch andere Familienmitglieder können mit ein paar Akkorden zur musikalischen Untermalung
beitragen.
Die Familie unterhält sich intern in der Rapa-Nui-Sprache; ab und zu wird etwas spanisch
dazu gemischt. Es ist sehr interessant eine solche Unterhaltung mitzuerleben. Die Silben
wirken irgendwie abgehackt und es folgen viele ähnlich klingende Töne hintereinander,
dazu wird ausgiebig gestikuliert.
Maria hat mir eine Gemüsesuppe gekocht. Sie sagt, für Rapa-Nui wäre das keine gute Suppe,
für die Einheimischen ist ein Gericht umso besser, je mehr Fleisch oder Fisch sich darin
befindet !

Wetter : Nochmals eine Steigerung zum Vortag. Im Bereich Hanga Roa / Tahai bis auf
kurze Unterbrechungen durchgehend sonnig; der Wind kommt jetzt direkt von Norden.



07.07.


Wie verabredet trifft Steffi am Vormittag wieder bei Maria ein. Sie hat Ihre Fotoausrüstung
dabei, ein Berlebach-Hartholzstativ und eine Canon 300D. Beides hatte ihr vor fünf Jahren
Alexander Birkner mitgebracht. Weiterhin besitzt sie ein Canon 100-400mm-Teleobjektiv
mit Bildstabilisator. Mit einem gemeinsam gebauten Filter gelingen ihr die ersten Aufnahmen
der Sonnenscheibe. Steffi wollte die Sonnenfinsternis zunächst zu Hause beobachten,
hat sich aber jetzt doch entschieden, mit mir am Samstag die Insel zu erkunden und
am Sonntag auch gemeinsam die Finsternis zu beobachten.
Nach den ersten Foto-Vorbereitungen machen wir eine Pause und schauen gemeinsam
das WM-Halbfinale Deutschland - Spanien, welches Deutschland leider mit 0:1 verliert.
Natürlich bin ich enttäuscht, aber so habe ich auch den Kopf frei am Tag der Finsternis
und kann am Samstag evtl. das Spiel um den dritten Platz noch anschauen ...

In einem Mitteilungsblatt der Insel steht ein Artikel zur Sonnenfinsternis.
Dort wird die Zahl der Besucher zu diesem Ereignis auf 2.800 geschätzt.
Die Anzahl der verfügbaren Betten wurde in einer Internetquelle mit 1.500 angegeben,
die Nachbarin von Maria meint aber es müssten inzwischen etwa 2.500 sein.
Da ja zwei Maschinen von LAN-Chile am Tag der Finsternis früh hier eintreffen und
am späten Abend des gleichen Tages wieder abfliegen benötigen zumindest die hiermit
anreisenden 500-600 Besucher kein Quartier. Insofern könnten die verfügbaren Betten
auf der Insel tatsächlich ausreichen.

   

SOFI-Vorbericht im Mitteilungsheft 'moe Varua'
Der rechts abgebildete Rapa Nui ist Marias Sohn Rafael


Wetter : Der Tag war der sonnigste seit meinem Eintreffen auf der Insel.
Ca. 60% blauer Himmel, der Wind hat auf Nord-Ost gedreht.



06.07.


Um 4:00 Uhr werde ich wach und schaue aus dem Fenster. Es gibt ein paar Wolkenlücken
und Sterne sind dort sichtbar. In wenigen Minuten habe ich Kamera, Objektiv und Stativ
bereit und gehe zum Tahai hinunter. Im Nordosten steht der abnehmende Mond und
beleuchtet ab und an die Landschaft und die wieder auf der Wiese grasenden Pferde.
Die Milchstraße liegt parallel zum Westhorizont und senkt sich langsam zu diesem hin.
Eine ideale Möglichkeit für Aufnahmen zusammen mit den Moai-Statuen.
Immer wieder gibt es größere Lücken in der Bewölkung, durch die der Mond die Moai
anscheint oder der zentrale Bereich der Milchstraße freigegeben wird.

   


Am Vormittag besucht mich Steffi, wir fahren zum Museum.
Sie zeigt mir die Ausstellungshalle, in der auch Ihre Bilder schon präsentiert wurden.
Als Beispiel zeige ich hier zwei Aufnahmen von Gesichtsbemalungen der Rapa Nui.

   

Aufnahmen in dieser Technik stellen einen Bereich ihres vierteiligen Werkes dar.
Alle Rechte liegen bei der Autorin, bei Interesse an den Aufnahmen oder
Ausstellungsanfragen wenden Sie sich bitte an :   stephaniepauly@hotmail.com
- For interest on Rapa Nui pictures or exhibitions please contact E-Mail above -


Zum aktuellen Anlass findet in der Museumshalle eine Austellung über Astronomie statt.
Man sieht darin einige professionelle Aufnahmen von NASA, ESA u.a.
Diese Ausstellung soll Heute Abend eröffnet werden. Weiterhin hat eine Bekannte von ihr
dort im Außenbereich große Plakate mit Sonnenfinsternismotiven ausgestellt.
Bis zum Ende der Woche werden einige Vorträge zum Thema Astronomie und Sonnenfinsternis
gehalten, auch in der lokalen Schule.
Wir essen in Marias Küche Mittag und schauen gemeinsam die zweite Halbzeit des
WM-Halbfinales Niederlande – Uruguay (3:2).
Steffi wohnt nicht in Hanga Roa, wie ich zunächst vermutete, sondern immer noch in der
Nähe von Anakena, etwas im Inneren der Insel in Richtung Poike-Halbinsel.
Wir haben verabredet, daß sie mir ihren kleineren Jeep für Samstag und Sonntag vermietet.
So kann ich mich am Tag vor der Finsternis noch mit den landschaftlichen Gegebenheiten
sowie den Straßen der Insel vertraut machen.

Nachmittags ist eine Beerdigung auf dem Friedhof Hanga Roas.
Der Verstorbene wird in einem Sarg auf der Ladefläche eines Pick-Up zum Friedhof
transportiert. Neben dem Sarg sitzen die engsten Verwandten. Die hinter dem Wagen
herlaufenden Teilnehmer der Trauerprozession tragen überwiegend Alltagskleidung.
Sie singen auf dem Weg zum Friedhof; viele haben Blumen in der Hand. Nachdem der
Sarg in die Erde eingelassen ist wird das Loch sofort komplett mit Erde verschlossen;
die Trauergemeinde ist hierbei noch anwesend und singt währenddessen.

Das Wetter wird immer schlechter. Es gab zwar keinen Regen, aber die Insel lag
Heute unter einem geschlossenen Wolkenteppich. Der seit meiner Ankunft immer
von Süd / Südost kommende Wind hat nach Osten gedreht.


05.07.


Mittags gehe ich nach Hanga Roa und kaufe ein.
Anschließend besuche ich das Internet-Cafe. Dort sind alle acht Plätze belegt,
ich muß kurz warten. Die Verbindung hat 256kBit/s, also immerhin vierfache
ISDN-Geschwindigkeit. Der Preis liegt bei einem US-Dollar je Viertelstunde. Im Cafe
stehen auch drei Drucker, die über Netzwerk angewählt werden können.


04.07.


Es ist Sonntag. Geweckt werde ich durch entfernte Musik sowie wieder Hundegebell und
Hähnekrähen. Den Tag verbringe ich weitgehend mit dem Verarbeiten von Fotos und der
Erstellung der Internetseite zu dieser Reise. Das Wetter bietet wieder Nieselregen,
daher verpasse ich auch nicht viel. Lediglich am Nachmittag scheint kurz die Sonne,
zusammen mit einem schönen Regenbogen.

   


03.07.


Natürliche Wecker : Wind in den Bäumen, Hundegebell, Hähnekrähen. Ich stehe um 04:30 auf,
notiere meine bisherigen Eindrücke.

Gegen 07:30 Uhr bin ich bei Maria und frühstücke im Wohnzimmer. Sie hat Bananen hingestellt
und wieder frischgepressten Papayasaft. Ich frage Sie, ob Sie den Fernseher anstellen kann,
das WM-Viertelfinalspiel Deutschland – Argentinien soll ja ab 08:00 Uhr übertragen werden
(in Europa aufgrund der Zeitverschiebung 16:00 Uhr MESZ).
Sie schaltet ein, es läuft jedoch die Kinderstunde. Ihre beiden Enkel liegen auf einem Sofa im
Wohnzimmer, Ihr 21-jähriger Sohn auf einem anderen. Die Kinder sind sofort hellwach und
begeistert vom Fernsehprogramm. Maria schaut in die Programmvorschau und sagt, erst ab
09:00 Uhr würde die Partie zeitversetzt – mit englischem Ton – gezeigt werden.
Ich bin etwas enttäuscht, finde mich aber ab – immerhin kann ich überhaupt etwas von dem
Spiel sehen. Um 07:59 Uhr schaltet einer iher beiden Enkel zwischen den drei empfangbaren
Programmen hin und her – und siehe da – plötzlich erscheint der Mittelkreis eines Fußballfeldes
auf dem Bildschirm ! Der Sender TVN überträgt tatsächlich live !
In den Weiten des Pazifik zu sitzen, bei diesem Spiel mitfiebern zu können und dann noch
einen solch grandiosen 4:0 - Sieg der deutschen Mannschaft zu sehen - wer hätte das gedacht.

   

TVN macht's möglich : WM-Viertelfinale live auf der Osterinsel - Tschau, Diego

Nun bekomme ich allerdings ein wenig Angst vor dem Sonnenfinsternis-Tag ... :
Das WM-Finale findet auch am 11.Juli statt und beginnt um 20:30 Uhr MESZ – also 12:30 Uhr
Osterinsel-Zeit. Zum Ende der zweiten Halbzeit des Finales, von 14:08:30 bis 14:13:10 Uhr
findet die totale Phase der Sonnenfinsternis statt. !
Maria hat für den Fall, daß Deutschland ins Finale kommt, einen guten Tip parat :
Sie schlägt mir vor, in diesem Fall im Wohnzimmer sitzen zu bleiben, mit einem Auge durch
das Dachfenster die Finsternis zu beobachten und mit dem anderen das Finale zu verfolgen ...


Am Nachmittag sitze ich auf dem grasbewachsenen Gelände des Tahai und beobachte den
gegenüber von meinem Quartier wohnenden Ruderer, der sein Boot allein einige hundert Meter
bis zu den Moai-Statuen trägt. Er sagt, er würde jetzt ein bischen trainieren („a little practise“)
und geht die steinerne Rampe zwischen den Ahus (Plattformen) zum Wasser hinunter.
Es herrscht ordentlicher Wellengang, so kenne ich es auch von dem Anlanden im Jahr 2005.
Mit einem solch kleinen Boot würde ich mich wohl nicht trauen, dort hinaus zu fahren.
Noch dazu, wenn man weiß, daß dort draußen ja auch Haie unterwegs sind.
Aber er ist mit wenigen Paddelschlägen schon weit draußen und dreht eine Runde um einen
etwa fünfhuntert Meter entfernten Felsen. Nun denke ich, vielleicht macht er noch zwei, drei
Runden und kommt dann zurück. Aber er nimmt jetzt Kurs nach Norden, fährt weiter raus
und ist nach 10 Minuten hinter der Küstenlinie verschwunden. Nach weiteren 10 Minuten
kehrt er zurück und ich denke, er wird jetzt wohl erschöpft sein von dem Kampf mit den Wellen.
Im Teleobjektiv konnte ich verfolgen, welch gute Technik er hat und wie er immer wieder
auf den Wellenbergen tanzt.

 

Als er nun aber Kurs auf den mehrere Kilometer südlich gelegenen Hafen Hanga Roas nimmt
kann ich das kaum glauben. Er schafft die Strecke tatsächlich, ruht sich dann ein paar Minuten
aus und rudert auch bis zum Tahai wieder zurück.
Dass die Rapa Nui - oder die Maori allgemein – eine lange Tradition als gute Seefahrer haben,
ist ja durchaus bekannt. Sie haben sich ja auch an den Sternen orientiert um zu ihren Zielen
zu navigieren.
Durch die eindrucksvolle Demonstration dieses Ruderers wurde mir aber plausibel vor Augen
geführt, wie die Maori mit perfekt konstruierten Booten und einem Jahrtausende alten Wissen
um den Umgang mit dem Meer in der Lage sein konnten, sich in dem pazifischen Dreieck
zwischen Hawaii, Neuseeland und der Osterinsel auf fast allen Inseln anzusiedeln.

Wetter : Ost-Wind, wie Gestern partielle Bewölkung und ein kurzer Nieselregen



02.07.




Blick auf die Nord-Westküste der Osterinsel


 

Nord-Ost-Region, rechts oben die Poike-Halbinsel



 

Stephanie Pauly und der Sohn von Maria begrüßen mich am Flughafen.
Beide bringen Blumenketten mit und hängen mir diese um. Somit bin ich jetzt für jedermann
schon von weitem als Neuankömmling erkennbar ;-). Steffi fährt einen weißen Pick-Up, auf dessen
Ladefläche die Koffer transportiert werden. Sie fährt mich damit zu meinem Quartier; einer
Privatpension ihrer Bekannten Maria. Diese wohnt in direkter Nähe des Tahai, dem bedeutendsten
Denkmal im Bereich Hanga Roas. Hier hatte ich zusammen mit Alexander Birkner in 2005 schon
Aufnahmen der Moai zusammen mit dem südlichen Sternenhimmel gemacht. Von meinem Zimmer
aus sind es nun nur 100m Fussweg bis zum Eingang der Anlage !



Vielen Dank für die Blumen !

Maria bietet uns Maniok, Papayasaft und Tee zur Begrüßung an, Steffi übersetzt uns die wichtigsten
Dinge. Maria sagt, ich gehöre zur Familie, kann kommen und gehen wann ich will, alles mitbenutzen
ohne zu fragen. Sie zeigt mir mein Quartier – ein Drei-Bett-Zimmer zur alleinigen Benutzung, mit
eigenem Bad – ich bin begeistert !
Der Mann und auch der ältere Sohn von Maria verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich
mit Fischfang (u.a. Schwertfische). Der Sohn spricht passabel englisch, hilft mit Touristen zu
betreuen und arbeitet auch zeitweise in einer der zwei Diskotheken Hanga Roas.

Steffi nimmt sich viel Zeit, geht mit mir zum Tahai-Gelände und wir unterhalten uns darüber,
wie es ihr in den letzten Jahren ergangen ist und was sich so in Deutschland getan hat.
Sie hat eine Einladung für eine Foto-Ausstellung mit Rapa Nui -Bildern im Oktober in Polen
und will nach sieben Jahren wieder nach Europa reisen
In diesem Jahr hatte Sie für zwei Monate eine Ausstellung im lokalen Museum und hat auch
eine DVD produziert und dort verkauft. Darin stellt sie archäologisch herausragende Denkmäler
vor, unterlegt mit Rapa Nui – Musik.

Steffi nimmt mich auf dem Rückweg mit in die Stadt und zeigt mir u.a. einen Supermarkt,
die Markthalle der Stadt, eine Bank etc.

Die Lebensmittelpreise sind hier 2-3 mal so hoch wie in Deutschland, die Preise im Restaurant
auch etwa doppelt so hoch. Es gibt zwei Banken auf der Insel, eine mit 24h-Kartenautomat.
Marias Sohn erzählt mir auf Englisch von dem geplanten Festival zur Sonnenfinsternis,
Honu Eclipse. Dieses soll ja am Fusse des Vulkans Terevaka stattfinden. Nach seiner
Einschätzung steht der Aufbau hierfür noch in den Anfängen und wird zum Beginn des
Festivals, am 6. Juli, noch nicht fertig sein.
Während des Abendessens schaue ich mit Maria etwas fern, über eine Parabolantenne ist auch
in diesem entlegenen Winkel der Erde ein Empfang von Satellitensignalen möglich.

Es ist Winter auf der Südhalbkugel der Erde.Tagsüber bewegen sich die Temperaturen um 20°C,
aber Abends wird es kühler, in meinem Zimmer sind Nachts noch max. 15 °C, eine Heizung gibt
es nicht. Der optimistisch eingepackte kurze Schlafanzug reicht hier nicht aus...

Der zwischen schnell vorüberziehenden Wolken erkennbare Sternenhimmel ist unglaublich :
ein völlig schwarzer Hintergrund. Das Sternbild Skorpion springt förmlich ins Auge;
es erscheint mir als habe jemand mit einem Dimmer die Helligkeit der Sterne gegenüber
Beobachtungen in Europa verdoppelt !

Wetter : Leichter Nord-Ost-Wind, ca. 60% Bewölkung, 2-3 mal ein kurzer Nieselregen




Auf dem Weg


Die Maschine aus Frankfurt kann ihren Zwischenstop in Sao Paulo nicht durchführen.
Der Flughafen ist gesperrt wegen dichtem Nebel. So landen wir zunächst auf einem benachbarten
Flughafen, etwa zwanzig Flugminuten entfernt. Wie sich herausstellt, sollte der Anschlußflug
nach Santiago um 08:00 Uhr durch die gleiche Maschine, in der ich jetzt schon sitze, stattfinden.
Daher, und bedingt durch die komplette Schließung des Flughafens habe ich meinen Anschlußflug
nicht verpasst. Um 08:30 erst landet die Maschine in Sao Paulo und wird dann für ihren Weiterflug
vorbereitet.
Am Nachmitttag treffe ich in Santiago ein. Auf dem Weg dorthin überqueren wir die Gipfel der
schneebedeckten Anden. Die Sonne steht günstig und so bietet sich ein großartiger Anblick
der größten Gebirgskette Südamerikas.




Postkarten-Fotos beim Flug über die Anden

 


Nach dem Auschecken bin ich in wenigen Minuten im 'Holiday Inn Aeropuerto de Santiago'.
Airport-Hotel, das hört sich recht langweilig an; der Blick auf die
weiße Bergkette der Anden ist aber auch von hier noch beeindruckend.

 


Am anderen Morgen beginnt der Flug zur Osterinsel. In der Maschine sind gut 20 Plätze frei
geblieben, hier hat sich LAN Chile mit ihrer Preispolitik wohl etwas verspekuliert ...
Es sind einige Passagiere im „Hippie-Look“ an Bord, wohl sichere Kandidaten für das Honu-
Eclipse-Festival.
Auf dem Flug über den Pazifik erkenne ich vor der chilenischen Küste eine dichte Wolkendecke.
Der Blick aus dem Fenster ist auch bis zur Insel hin überwiegend von Bewölkung mit partiellen
Lücken geprägt, wobei diese zum Ende des Fluges allerdings immer größer werden.




Weiterführende Links :



Wetterlinks :