Dirk Ewers - Partielle Sonnenfinsternis über Deutschland
Partielle Sonnenfinsternis am 04. Januar 2011
PER ANHALTER ZUR SOFI
Die partielle Sonnenfinsternis konnte auf dem Feldberg im Schwarzwald erfolgreich beobachtet werden.
Da die Wetterprognosen für Nordhessen, aber auch für Nord- und Mitteldeutschland insgesamt sehr bescheiden
waren, entschloss ich mich, gemeinsam mit dem Astrokollegen Johann Spuling für eine mehrstündige nächtliche
Autofahrt in den Schwarzwald. Nach telefonischer Besprechung mit Alexander Birkner, der in die Vogesen fahren
wollte, sowie Stephan Heinsius, der sich schon am Vortag für den großen Feldberg im Schwarzwald entschieden
hatte, schien dieses Ziel in Bezug auf den Aufwand unserer Anreise das bestmögliche.
Die etwa sechsstündige Fahrt verlief erstaunlich problemlos; hierbei herrschten auf den ersten Kilometern bis
nach Kassel noch die schlechtesten Straßenverhältnisse. Je weiter wir nach Süden vordrangen, umso häufiger
konnte der Stern Sirius durch Wolkenlücken im Süden gesichtet werden. Immer wieder war der Blick auf den Nachthimmel
frei. Erst kurz vor unserem Ziel lag die Schneehöhe über der in Nordhessen; mit steigender Höhe fielen auch
die Temperaturen. An der Talstation des großen Feldberges herrschten schon - 10 °C.
Dort befindet sich auch das Hotel 'Feldberger Hof', in dem Stephan Heinsius bereits am Vortag Quartier bezogen hatte.
- Drei Musketiere auf dem Weg zum Gipfel -
v.l.n.r. : Stephan Heinsius, Johann Spuling, Dirk Ewers
Bewaffnet mit unserer Ausrüstung gingen wir gegen 6:50 Uhr zur Talstation und warteten auf unser 'Taxi'.
Eine sehr gute Idee von Stephan, der dafür sorgte, daß wir mit einer Schneeraupe schon so früh auf den Berg
gelangen konnten. Der Betrieb der Seilbahn beginnt erst um 9 Uhr; bei einem Sonnenaufgang der schon teil-
verfinsterten Sonne um 8:15 Uhr wäre das natürlich zu spät gewesen und wir hätten uns mit teils schwerer Ausrüstung
auf einen Fußweg von gut zwei Kilometern machen müssen. So aber wurde diese Fahrt auf der Ladefläche der
Pistenraupe ein absolutes Highlight !
Ritt auf dem Eisenpferd     VIDEO (5.3MB)
Oben angekommen absolvierten wir dann trotzdem noch einen kleinen Marsch bis in die Nähe des Hauptgipfels,
auf dem sich ein Sendeturm befindet. Hier hatten wir eine bessere Horizontsicht mit Aussichtsturm und Berg-
station im Blickfeld. Weiterhin war man hier völlig ungestört vor dem bald einsetzenden Publikumsverkehr.
Bei Temperaturen von - 15°C bauten wir nun unsere Ausrüstung auf, wobei die Optiken möglichst lange in den
schützenden Taschen verblieben. Dies erwies sich als wichtig, denn schon bald nach der Auskühlung der Objektive
begann sich Reif auf deren Oberfläche abzusetzen.
Venus - wenige Tage vor ihrer größten westlichen Elongation zur Sonne (47° / 08.01.2011)
und kurz nach ihrem höchsten Stand über dem Osthorizont am Morgenhimmel (23° / 12.12.2010)
Blick zum Südost-Horizont kurz nach Erreichen des Beobachtungsstandortes
8:15 Uhr - Morgenrot zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs
Der Aufgang der Sonnensichel hinter der etwa 80 Kilometer entfernten Alpenkette konnte zu unserer Enttäuschung
leider nicht beobachtet werden. Immerhin eine schöne Rotfärbung der Wolken zeigte sich; nur weiter östlich waren
die horizontnahen Wolkenschichten deutlich schwächer.
So mußten wir uns weiter in Geduld üben bis kurz vor 9 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt jedoch zeigte sich fast durchgehend
die mehr und mehr verfinsterte Sonne hinter schwachen Wolkenbändern. So konnte das Ereignis zunächst mit Vorsicht
ohne Filter aufgenommen werden. Hierbei half die Kontrolle der Aufnahmeeinstellungen über das Livebild der Kamera-
Displays. Mit zunehmender Sonnenhöhe und immer schwächer werdenden Wolkenbändern griffen wir dann zu entsprechenden
Folienfiltern. Diese dämpfen das Licht um einen Faktor von 100 (fotografisch) bis 10.000 (optisch). So war auch jetzt
noch ein gefahrloses Beobachten möglich. Visuell wurde nätürlich wieder die allseits beliebte SOFI-Brille eingesetzt,
aber auch das kontrastreiche Bild der Sonnnensichel hinter einem von Johann mitgebrachten Schweißerglas erfreute
sich großer Beliebtheit.
Verlauf der zunehmenden Verfinsterung bis zur maximalen Bedeckung (von oben links nach unten rechts)
Zeitraum : 08:59 - 09:15 Uhr MEZ
Komposit von Sonnensichel und Turm auf dem Feldberg
Zum Zeitpunkt der an unserem Standort beobachtbaren maximalen Bedeckung von etwa 66,5% konnte
die Sonnensichel gerade so noch ohne Filter aufgenommen werden.
Im letzten Abschnitt der Finsternis arbeitete sich die Sonne mehr und mehr aus den Wolkenstreifen
heraus. Diesen Zeitraum nutzte ich für Aufnahmen mit einem H-Alpha-Filter.
Hierbei wird eine spezielle Wellenlänge des Sonnenlichts herausgefiltert, die einen detailreichen
Anblick der Sonnenoberfläche ermöglicht. Weiterhin können so - auch ohne eine totale Finsternis
- am Sonnenrand befindliche Protuberanzen beobachtet werden. Hierbei handelt es sich um Materie-/
Gasauswürfe unseres Heimatsterns, die bis zu einem Vielfachen des Erddurchmessers in den Weltraum
geschleudert werden.
Die Gewinnung akzeptabler Aufnahmen mit diesem Equipment gestaltete sich bedingt durch die kurzen
Zeitfenster ohne Wolkenschleier vor der Sonne sowie die frostigen Temperaturen recht schwierig,
wurde letztlich aber doch von Erfolg gekrönt.
Der Mond gibt eine Sonnenfleckengruppe wieder frei
Partielle Sonnenfinsternis mit Fleckengruppe um 09:49 Uhr MEZ
H-Alpha-Aufnahme während der abnehmenden Phase
TMB 105 / 650 + Coronado SM 90 + Canon 40D (Baader-Umbau)
Belichtungszeit 1/160s bei ISO 200
Zeitpunkt der Aufnahme : 10:30 Uhr MEZ
Nach dem Abbau unserer Gerätschaften legten wir die Strecke zur Talstation und dem Hotel komplett zu Fuß zurück.
Der Weg führte durch eine strahlende Winterlandschaft; hierbei bot sich auch ein freier Blick auf die westlich
gelegenen Vogesen, wo ja zu dieser Zeit Alexander Birkner und Manfred Haberstroh ihre Beobachtungen durchführten.
     
Es ging nun vorbei an den inzwischen stark befahrenen Abfahrtshängen und Langlauf-Loipen und der Koffer mit meinem
Refraktor zog die Arme etwas in die Länge. Doch mit Unterstützung von Stephan und Johann konnte der Muskelkater
am darauffolgenden Tag in Grenzen gehalten werden ;-). Bei einem gemeinsamen Mittagessen im 'Feldberger Hof'
ließen wir die Eindrücke noch einmal Revue passieren und begaben uns dann auf die Heimreise.
Zusammenfassend ist die Beobachtung dieser partiellen Sonnenfinsternis als sehr erfolgreich zu betrachten;
lediglich der Blick auf die Sichel zu Sonnenaufgang blieb uns verwehrt. In Anbetracht des trostlosen Wetters
in vielen anderen Regionen Deutschlands können wir mit unserer Ausbeute jedoch mehr als zufrieden sein.