Dirk Ewers - Ringförmige Sonnenfinsternis 2005 über Spanien
Ringförmige Sonnenfinsternis am 03.10.2005 über Spanien
- ein Grenzgang auf der iberischen Halbinsel
Das Ereignis :
Nach dem Hinflug am 27.09. nach Palma de Mallorca und einem mehrtägigen Aufenthalt auf der
Insel ist am 02.10. die Überfahrt mit einer Fähre zum spanischen Küstenort Valencia geplant.
Von dort geht es mit einem Kleinwagen ca.50km nordwärts zu dem kleinen Städtchen Nules,
das exakt auf der nördlichen Grenze der Ringförmigkeit dieser Finsternis liegt.
Dort soll von 09:42 - 12:29 Uhr MESZ die Bedeckung der Sonnenscheibe durch den Mond beobachtet
werden. Zur Ringförmigkeit befinden sich die beiden Objekte in einer Höhe von ca.30° über dem
Südost-Horizont.
Im Gegensatz zur bereits erfolgreich beobachteten Finsternis auf Island, wo der Beobachtungsort
direkt in der Mitte des Finsternisstreifens lag, zeichnet sich dieser Standort durch folgende
Besonderheit aus :
Während der Mond sich ab 11:00 Uhr MESZ mit seinem gesamten Körper vor der Sonnenscheibe befindet,
ist sein westlicher Rand mit dem der Sonne nacheinander über einen Umfang von bis zu einem Drittel
des Sonnenumfangs deckungsgleich.
Das hat zur Folge, daß der Beoachter während dieses etwa 3-4 Minuten andauernden Schauspiels
das fortwährende Funkeln verschiedener Teile des Sonnenrandes durch die Mondtäler hindurch
bestaunen kann, das sogenannte Perlschnur-Phänomen.
Die tatsächliche Ringförmigkeit findet dabei, je nach Beobachter-Standort, nur für wenige
Sekunden ( oder garnicht . . . ? ! ) statt.
Der Beobachtungsort :
© NASA/F.Espenak
Anblick der Finsternis am Nordlimit :
Aktuelle Berichte
An dieser Stelle finden Sie in Kurzform aktuelle Nachrichten sowie nach einer hoffentlich
erfolgreichen Beobachtung einen ausführlicheren Bericht und erste Aufnahmen :
27.09.
Erfolgreiche Landung mit vollständigem, unversehrtem Gepäck auf Mallorca
28.09.
Der Ausflug zum Festland ist nun wie folgt geplant :
Fähre Palma - Denia 01.10., 8.00 - 13.00 Uhr
2x Übernachtung in Valencia
Fähre Denia - Palma 03.10., 17.00 - 22.00 Uhr
29.09.
Kurz vor der Finsternis präsentiert sich die Sonnenoberfläche beinahe völlig "blankgeputzt".
Dies ist ja in Zeiten des Minimums der Sonnenaktivität durchaus üblich.
Lediglich in der mittleren Äquatorregion befindet sich ein Mini-Fleck, der sich evtl. auch am
Finsternistag noch zeigen könnte.
Am nordwestlichen Rand verabschiedet sich gerade ein etwas grösserer Fleck mit Ansätzen von Flares.
30.09.
Kontaktaufnahme mit Wolfgang Ott, einem Mitreisenden der SOFI über dem Pazifik.
Er kommt, wenn das Wetter an der Ostküste stabil bleibt, am 02.10. nach Valencia
für eine gemeinsame Eclipse-Beobachtung am Nordlimit.
Alexander Birkner, der ebenfalls am Nordlimit beobachten wird, sollte Heute in
Tunesien eintreffen. Er berichtet ebenfalls near-live von dort :
Near-Live-Report Tunesien
Alexander Birkner
01.10.
Gut in Valencia angekommen, wie auch Wolfgang und Elke, etwa gleichzeitig.
Kurzer Stadtbummel und Abendessen.
02.10., 21:30 Uhr
Wolfgang und Elke wollen, auch wegen der besseren Wetterbedingungen,
am Nachmittag wieder Richtung Madrid aufbrechen.
Laengerer Stadtbummel mit dem Zentrum der Kuenste und Wissenschaften,
sehr sehenswert ! Dann noch kurzer Ausflug zum Strand, anschliessend
Verabschiedung. Wolfgang überreicht mir eines seiner selbst hergestellten
Eclipse-T-Shirts mit dem Design von Spanien. Für Tunesien hat er auch Shirts
entworfen - siehe :
Eclipse-Shirts Wolfgang Ott
Ich beschliesse, zunaechst bei meinem, oben beschriebenen Programm zu
bleiben. Sollte das Wetter morgen frueh in Nules schlecht sein, haette
ich bei einer Ankunft dort um 6:00 Uhr noch genug Zeit, um weiter Richtung
Inland zu fahren ...
Viel Glueck fuer Alle, bis nach der Eclipse ...
03.10.
The best of both worlds...
11:02:28 MESZ. Filter d:3.8, 1/1000s, f: 12.6
Um 4:30 Uhr am Morgen des Eclipse-Day auschecken im Expo-Hotel Valencia.Da ich am Vorabend
ein Internet-Cafe gefunden hatte, welches durchgehend ! geöffnet hat, fuhr ich dort noch
kurz vorbei. Ja, kurz.., im Gegensatz zu den tagsüber teils chaotischen Verkehrsverhältnissen
in dieser Stadt präsentierten sich die Strassen um diese Uhrzeit in einem traumhaft freien
Zustand.
Die Wetterprognosen zeigten lediglich in Richtung Nordwesten einige Wolkenbereiche, die
allerdings bis zur Finsternis meinen Standort am Nordlimit nicht erreichen sollten.
Somit konnte die Anfahrt nach Nules beginnen. Bereits gegen 6:00 Uhr traf ich dort ein und
konnte nur in den folgenden zwei Stunden noch geringe, vom Inland kommende Bewölkung beobachten.
Danach begann das perfekteste Eclipse-Wetter ever ! Vom ersten bis zum vierten Kontakt störte
nicht der Hauch einer Wolke die Beobachtungen. Lediglich die fortwährenden Hagelschauer
machten mir etwas zu schaffen. (...kleiner Scherz...).
Durch SMS bzw. telefonischen Kontakt mit Alexander Birkner und Stephan Heinsius erfuhr ich,
dass an ihren Beobachtungsstandorten in Tunesien und bei Segovia ebenfalls gute Chancen auf eine
erfolgreiche Beobachtung bestanden.
Nach kurzer Standortsuche fiel meine Wahl auf einen kleinen Weg zwischen Orangenplantagen,
nördlich von Vilavella. Dort war ein absolut störungsfreier Aufbau des Equipments möglich.
Zum einsatz kamen ein Fernglas 20x60, eine DV Videokamera mit 30-f.optischem Zoom + Tele-
linse 1.4-fach und wie zuletzt das APO-Tele -500mm mit APO-Konverter 2-fach in Verbindung
mit der Canon EOS 300D bzw. EOS 300 analog.
Die Besonderheit bestand darin, dass ich mich nach einigen Bastelversuchen dafür entschied,
ca. 80% der Chipoberfläche mit einer Filterfolie d:3.8 abzukleben. Sollte es dadurch möglich
sein, sowohl den sonst überstrahlten Teil der Sonne als auch den Bereich, an dem Sonnen- und
Mondrand (nahezu) deckungsgleich sind, möglichst optimal aufzunehmen ? Freilich ändert sich
die Lage dieser Bereiche, und so wäre nach und nach eine Drehung von Kamera / Objektiv über
einen Winkel von ca.120° während der Ringförmigkeit erforderlich.
Die (fast) ringförmige Phase
Etwa 20 Minuten vor dem 2.Kontakt fiel mir zum ersten Mal bewusst das nun wieder dämmriger
werdende Licht der Sonne auf, welches die Orangenplantagen immer aschfahler erscheinen liess.
Im Feldstecher konnte man eindrucksvoll verfolgen, wie rasch sich nun die Sichelspitzen der
Sonne aufeinander zubewegten.
Die partielle Phase bis fast zum 2.Kontakt nahm ich mit der EOS 300 analog auf, da sich der
Filter bereits vor dem Chip der 300D befand. Nach dem Wechsel der Kameras begann ich schon
ab 10:56 Uhr versuchsweise mit Aufnahmen in der beschriebenen Technik. Von diesem Zeitpunkt
an lief auch die Videokamera mit, ebenfals versehen mit einem Filter d:3.8. Alle Stative wurden
ohne automatische Nachführung betrieben; somit war es erforderlich, auch die Position der
Videokamera etwa alle 2 Minuten zu korrigieren.
Bis etwa 11:03 Uhr schien es beim Blick durch den Kamerasucher möglich, mit entsprechender
Einrichtung des Teleobjektives und somit Projektion einer optimalen Sekante auf die beiden
Kreise von Sonne und Mond ( in Form der Trennlinie zwischen gefiltertem und ungefiltertem
Bildfeld ) brauchbare Ergebnisse zu erzielen.
Ergebnisse
Visuell, mit Filter d:5.0 durch Kamerasucher oder Feldstecher fehlten einem geschlossenen Ring
minimale Bereiche, lediglich zum Zeitpunkt der maximalen Bedeckung schien sich der Ring schwach
geschlossen darzustellen.
Mehr Klarheit erhoffte ich mir durch die entstandenen Aufnahmen:
Hier zeigte sich, daß ein vollständiger Ring zu allen Aufnahmezeitpunkten tatsächlich nur
durch - ungefiltert aufgenommene - Chromosphärenbögen, teils unterbrochen von Bailly'schen
Perlen, zu sehen war. Wenn auch einige überraschende Effekte bei der Betrachtung der Aufnahmen
zu notieren waren, so halte ich das Aufnahme-Experiment doch für geglückt und bin recht zufrieden
mit den Ergebnissen !
11:00:54 MESZ. Filter d:3.8, 1/1000s, f: 12.6
11:01:24 MESZ. Filter d:3.8, 1/1000s, f: 12.6
11:02:06 MESZ. Filter d:3.8, 1/1000s, f: 12.6
11:00:54 MESZ, 1/1000s, f: 12.6
11:00:58 MESZ, 1/1000s, f: 12.6
11:01:24 MESZ - Brechung des Mondrandprofiles an der Filterkante
11:02:04 - 08 MESZ im Zeitraffer
10:58:56 MESZ, 1/1000s, f: 12.6
(Bildausschnitt)
Videosequenz der maximalen Verfinsterung mit Filter d:3.8 :
VIDEO AVI DIVx5 (0.98MB)
(Zeitraffer in 10-facher Geschwindigkeit)
Sollte das Video nicht laufen, so können Sie hier
den notwendigen Codec kostenlos herunterladen :
DIVx5-Codec
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Der Beobachtungsplatz aufgenommen auf festem Boden ...
...und aus der Luft :
Uebersichtskarte
Detailkarte
Filterparade
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Weiterführende Links :