Dirk Ewers - Flug zur Totalen Sonnenfinsternis am Bermuda - Dreieck - 03.November 2o13


   

3. November 2013   -   Totale Sonnenfinsternis am Bermuda - Dreieck




Aktuelle Berichte


03.11.

Unser Finsternisflug war ein Erfolg ! ! !




Glückliche Gesichter nach dem Flug - unsere Gruppe und die Longtail-Crew vor der Falcon 900B (Aufnahme : Ben Cooper) :
v.l.n.r. : Ben Cooper, Don Hladiuk, Dirk Ewers, Liz O'Mara, Tony Crocker, Robert Minor,
Daniel Lynch, Leo Metcalfe, Hildegard Werth, Chefpilot Martin Amick, Navigator Xavier Jubier,
Co-Pilot Hans-Williams Randriamanatena, Stephan Heinsius, Techniker Arturo Garcia.
Nicht im Bild : Ludger Nüschen





Chromosphäre und Perlschnurphänomen um 11:08:03 Uhr UTC


Aufnahmen des Perlschnur-Phänomens im Zeitraffer-Video : Baily's Beads

Hierbei wurden 8 Fotos verwendet, die im Zeitraum von 11:08:03 - 11:08:10 UTC entstanden sind.




Eclipse-Komposit





11:08:32 UTC - auch mehr als eine halbe Minute nach dem Maximum der
für unseren Durchflug berechneten Finsternis lassen sich fotografisch noch
Teilbereiche von Sonnenchromosphäre und -korona nachweisen




Finsternishimmel über Gewitterwolken
Video-Standbild um 11:07:58 UTC

Ankunft des Mondschattens im Zeitraffer-Video : Shadow Approach

In diesem Zeitraffer mit 10-facher Geschwindigkeit sind deutlich unsere letzten Kurskorrekturen
aufgrund hoher Wolken erkennbar. Weiterhin sieht man den Einfluss leichter Turbulenzen auf das Flugzeug.
Die Silhouette des aus West / Nordwest heranziehenden Kernschatten des Mondes zeichnet sich deutlich
auf den Wolkenschichten ab. Zu dieser Zeit hatte er eine Ausdehnung von etwa 60km in West-Ost-Richtung
sowie nur 10km in Richtung Nord-Süd (etwa unsere Flugrichtung). Im Vergleich hierzu betrug die Entfernung
bis zum Horizont gut 400km. - Danke an Leona Hopf für die Kamera-Leihgabe !

Sonnenfinsternis und Abzug des Mondschattens : Shadow Leaving

Auch dieser Film zeigt unseren Flug durch den Kernschatten als Zeitraffer in 10-facher Geschwindigkeit,
jedoch mit Blickrichtung auf die verfinsterte Sonne. Auch für diese Kamera war eine automatische
Belichtungssteuerung eingestellt. Da der Sensor auch während der Finsternis noch einige wenige Lichtstrahlen
der Sonne erfasst hat, regelte er die Belichtung des Bildes soweit nach unten, daß der Mondschatten auf den Wolken
fast vollstsändig schwarz erscheint. Aufgrund der fortwährenden Bewegung unseres Flugzeuges in Richtung Süd -
Südost verschwindet der Mondschatten auch schon leicht links der Bildmitte am Horizont.



Der erste Report von Hildegard Werth und Ludger Nüschen erschien im ''Heute-Journal'' :

ZDF ''Heute-Journal''


Am Montag, dem 4. November wurde in der Sendung ''Volle Kanne !'' ein weiterer Bericht ausgestrahlt.
Hier werden auch einige unserer amerikanischen Mitreisenden näher vorgestellt :

ZDF ''Volle Kanne''


Am gleichen Tag erfolgte um 12 Uhr ein Bericht in der ''Heute'' - Sendung. Hier wird u.a. Robert Minor mit
seinen Aufnahmen des Flash-Spektrums einer ringförmigen Sonnenchromosphäre gezeigt :

ZDF ''Heute''


Abends wurde dann das Entstehen einer totalen Sonnenfinsternis im Zusammenhang
mit unserem Flug in der ZDF-Sendung ''logo!'' anschaulich erklärt :

ZDF ''logo!''


Abschließend am Freitag, dem 8.11. der längste Bericht (05:50 Minuten)
in der ZDF ''Drehscheibe Deutschland'' :

ZDF ''Drehscheibe Deutschland''




Story, Fotos und ein Interview über unseren Flug mit Navigator Xavier Jubier bei :

''Bernews''





Ein wenig fehlerhaft, aber zumindest eine Erwähnung wert :
Unser Finsternisflug in der 'Royal Gazette' von Bermuda


Einige Teilnehmer unseres Fluges haben inzwischen
Impressionen ihrer Finsternisbeobachtung veröffentlicht :


Ausführlicher Reisebericht von Stephan Heinsius auf :   ''Eclipseland''

HD-Video der Finsternis von Stephan Heinsius :   ''Dynamic Eclipse''

Video der Beobachter in der 'heißen Phase' von Stephan Heinsius :   ''Brennpunkt Kabine''

Foto und Interview Ben Cooper in der Online-Ausgabe der   ''Royal Gazette of Bermuda''

Ben Cooper's Weitwinkelaufnahme wurde gewählt zum   ''NASA Astronomical Picture of the Day''

Erlebnisbericht + Fotos auf Ben Cooper's Website   ''www.launchphotography.com''

Längeres Interview Ben Cooper mit Details zu seinen Aufnahmen auf   ''POPPHOTO''

Foto-Galerie von Ben Cooper auf   ''SPACE.COM''

Weitwinkel-Video von Leo Metcalfe mit Angabe der Sichtbarkeit von Perlen
und Chromosphäre. Man beachte den O-Ton (Kamera-Stakkato) auf   ''Youtube''

Kurzbericht von Tony Crocker unter   ''firsttracksonline''

Xavier Jubier's Projektion der zurückgelegten Flugstrecke
über dem Finsternispfad auf seiner   ''E-Flight Website''

Finsternis-Fotos von Xavier Jubier :   ''Eclipse Nr.1''   ''Eclipse Nr.2''

Robert Minors wissenschaftlich wertvolle Aufnahmen des Chromosphärenrings
und partielle Aufnahmen seiner Frau Jeanie :   ''Chromophären-Spektrum''

Don Hladiuk's Kurzbericht bei   ''RASC Calgary Center''

Don Hladiuk berichtet über persönliche Eindrücke im Rahmen
seiner monatlichen Rundfunk-Sendung   ''Eye on the Night Sky''






Beim gemeinsamen Frühstück nach dem Flug tauschen sich Robert Minor, Stephan Heinsius
und Xavier Jubier bereits über ihre fotografischen Ergebnisse aus.






Schmale Sonnensichel um 11:04:17 UTC :
Weniger als vier Minuten bis zum Durchflug durch den Kernschatten des Mondes !






10:35:12 UTC - Kurs auf eine schon teilverfinsterte Sonne






10:01:25 UTC - Von der Nacht in den Tag :
Dämmerungsfarben wenige Minuten nach dem Start zu einem ganz besonderen Sonnenaufgang




02.11.


22:30 Uhr Ortszeit - Letzter Eintrag auf dieser Seite vor unserem Finsternisflug.
Ein sehr intensiver Tag mit Vorbereitung der Ausrüstung, Navigations- und Organisationsbesprechungen,
Vorstellung und Briefing der Gruppe, Besichtigung des Flugzeuges etc. geht zu Ende.
Jetzt 4-5 Stunden Schlaf, dann geht es um 4 Uhr wieder zum Flughafen.
Das Finsternis-Fieber steigt. Wir haben jetzt aus unserer Sicht alles getan um einen Erfolg
dieses Unternehmens zu ermöglichen. Nun liegt es in der Hand von funktionierender Technik
und dem Geschick der Piloten bzw. unseres Navigators Xavier...




Am Vorabend des Fluges darf die gesamte Gruppe bereits das Flugzeug besichtigen,
Ausrüstung an Bord bringen und sich somit bestmöglich auf den Finsternisflug vorbereiten.




'Welcome aboard our Private Eclipse Flight'




Ja, ja - wir wollen wirklich eine GoPro-Kamera unter dem Flugzeugrumpf befestigen ...
... und sind gespannt, wie es dem Akku bei einer Umgebungstemperatur von - 50° C ergeht.


 

Links : Ludger Nüschen und Hildegard Werth im Gespräch mit dem Chefpiloten Martin Amick (Mitte)
Rechts : Erkennen Sie die 10 Fehler ?
Es handelt sich um einen Testlauf für den kurzfristig beschlossenen Ausbau von zwei Sitzen während des Fluges !


 

Links : Navigationsbesprechung mit Co-Pilot Hans und Xavier Jubier
Rechts : Die redundanten Honeywell Flugmanagement-Systeme




Nach Berechnung verschiedener Forscher soll sich die Sonne aktuell in der Nähe des Maximums
ihres jeweils etwa 11 Jahre dauernden Zyklus befinden. Seit Monaten wurde jedoch von diesen beklagt,
daß die festgestellte Aktivität auf der Sonnenoberfläche deutlich hinter den Vorhersagen zurück blieb.
In den letzten Wochen kam es aber zu mehreren starken Ausbrüchen - insbesondere im Röntgen-Spektrum -
und die Anzahl der Sonnenflecken stieg wieder deutlich an. Die obige Aufnahme entstand am Vortag
unseres Finsternisfluges und zeigt einige größere Sonnenflecken.




Auch Heute Morgen gibt der nur vereinzelt mit Wolken besetzte Dämmerungshimmel den Blick auf
eine nun schon sehr schmale Mondsichel und die bereits eine Stunde später aufgehende Sonne frei.





31.10. / 01.11.


Mittags treffen wir in unserem Hotel bereits einige Teilnehmer unseres Fluges. So sind z.B. Robert Minor
und seine Frau Jeanny auch im Coco Reef untergebracht. Sie wird die tiefe partielle Phase der Finsternis
vom Hotel aus beobachten. Auch Daniel Lynch, Don Hladiuk und Xavier Jubier sowie der Präsident der
lokalen astronomischen Vereinigung nehmen am gemeinsamen Mittagessen teil. Das ZDF-Team mit
Hildegard Werth und Ludger Nüschen wird gegen 20 Uhr hier eintreffen. Aktuell sind Beiträge für fünf
verschiedene Sendungen geplant, u.a. am Sonntag 'Heute' (19 Uhr) sowie das Heute Journal (21:45 Uhr).




Ready for E-Flight 2013 - Meet & Prep @ Coco Reef
Dirk Ewers, Xavier Jubier, Stephan Heinsius


Am Nachmittag setze ich mich mit Stephan und Xavier zusammen um weitere Navigations- und Organisationsdetails abzustimmen.
Zu Beginn telefonieren wir mit unserem Chefpiloten Martin Amick, der sich zu dieser Zeit noch in New York befindet und erst am Abend
wieder auf Bermuda eintrifft. Er teilt uns mit, dass der Luftraum für unsere drei optionalen Flugrouten auf einer Breite von jeweils 50km
sowie für eine Flughöhe zwischen 35.000 und 43.000 Fuss (10.700 und 13.100 Meter) durch New York Oceanic geblockt wurde.
Weiterhin stimmen wir mit ihm Details für das morgige Treffen ab. Hierbei können alle Passagiere vorab das Flugzeug besichtigen
und bei Bedarf auch schon Ausrüstung vor Ort lassen.

Martin hat bei seinen letzten Flügen bereits Navigationstests mit vordefinierten Wegpunkten durchgeführt. Durch Setzen dieser Punkte
in Abständen von jeweils nur einer Minute und gleichzeitiger Anzeige der fünf nächsten Punkte soll Martin das Flugzeug langsam an
den - möglichst sekundengenau einzuhaltenden - Kurs heranführen. Wir werden hierzu 15 Minuten vor der totalen Phase der Finsternis
einen Kurs von etwa 90 Grad zum Pfad des Kernschatten des Mondes einschlagen (genauer : Heading 204,5°) und diesen nach der
Totalität noch 5 Minuten beibehalten.

Noch einmal zur Verdeutlichung : Sollten wir auf die Sekunde genau pünktlich in den Kernschatten eintreten, so werden wir eine
Totale Sonnenfinsternis von etwa 11 Sekunden Dauer sehen können (inclusive Perlschnur-Phänomene, die mondrandkorrigierte
totale Phase beträgt hierbei 7 Sekunden). Die Voraussetzung, überhaupt einen Blick auf die schwarze Sonne werfen zu können
ist allerdings, dass wir unser Ziel innerhalb eines Zeitfensters von etwa + / - 10 Sekunden erreichen !
Daher wird Xavier Jubier mit seiner Software Solar Eclipse Maestro mittels einer separaten GPS-Antenne unsere Route während
des Fluges in Echtzeit kontrollieren und mit Martin Amick ggf. erforderliche Korrekturen abstimmen.

Da wir von Bermuda aus starten wird unser Flug natürlich auch entlang des berühmt-berüchtigten 'Bermuda-Dreiecks' führen.
Laut Versicherungsstatistik gibt es die dort immer wieder vermutete Häufung plötzlich verschollender Schiffe und Flugzeuge
aber gar nicht ...
Weiterhin werden wir dort außer Reichweite der Radarüberwachung sein. In Zeiten von GPS sollte dies aber auch nicht mehr so wichtig sein ...?
Keep your fingers crossed ! ;-)



Eine Satellitenaufnahme des Hangars von Longtail. Zu erkennen sind zwei Jets.
bei dem unteren handelt es sich um eine der Falcon 900, mit der wir fliegen werden.



Es warten bei diesem Flug nun einige Premieren auf uns :

- zum ersten Mal fliegt ein Flugzeug nicht mit dem Kernschatten mit, sondern kreuzt seinen Verlauf in nahezu rechtem Winkel

- noch nie wurde dies bei einer annähernd so hohen Geschwindigkeit der Schattenbewegung auf der Erdoberfläche versucht (>13.000 km/h)

- auf unserem Flug könnten die ersten Aufnahmen eines vollständig geschlossenen Chromosphärenringes überhaupt entstehen

- auch Aufnahmen eines vollständigen Kernschattens auf den Wolkenschichten bzw. dem Meer sind bisher nur aus dem All entstanden





Über dem Rot der Morgendämmerung zeigt sich ein jetzt noch mehr als 25 Grad oberhalb der Sonne stehender Mond.






   

Noch zwei Tage bis Neumond. Die Sichel des abnehmenden Mondes und der darüber befindliche,
durch von der Erde reflektiertes Sonnenlicht beschienene Teil zeigen sich am Morgen des 1. November
über schäumender Gischt; Ursache und Wirkung auf einer Aufnahme ...

Am Morgen baue ich mein Stativ und die beiden Objektiv-Kamerakombinationen zusammen.
Diese Einheit soll hinter dem Mittelfenster zwischen Stephans und meinem Sitz stehen.
Durch den oberen Bereich des Fensters soll Stephans Walimex auf die Finsternis schauen...


   

Regenschirm-Set und Karibik-Feeling - wie passt das zusammen ?
Bermuda liegt zwar gut 15 Breitengrade nördlicher als das Zentrum der Karibik,
aber zumindest subtropische Wetterbedingungen herrschen hier schon vor.
An unserem ersten vollen Tag auf der Insel zeigt sich das Wetter von seiner guten Seite :
Viel Sonnenschein, aber durchaus windig. Da es im Verlauf des Tages immer wieder
zu kurzen Schauern kommen kann, haben die Regenschirme aber durchaus ihre Berechtigung.




Die Hauptinsel der Bermudas. Der gelbe Sticker markiert unseren Hotelstandort,
der rote Kreis zeigt den Flughafen, von dem wir auch mit unserem Eclipse-Flug abheben wollen.
Auf der Insel sind Mietwagen nicht erlaubt. Für die Fahrten zwischen Hotel und Flughafen sind
wir also auf eine etwa halbstündige Taxifahrt angewiesen.




Ankunft auf Bermuda - 'Premierminister Craig Cannonier begrüsst Sie herzlich !'





Das Ereignis

Nach mehr als acht Jahren lässt sich auf der Erde wieder eine hybride Sonnenfinsternis beobachten.

Hierbei erreicht der Kernschatten des Mondes während seiner Bewegung über die Erdoberfläche diese nicht
durchgehend. Zu Beginn der Finsternis schwebt die Kegelspitze des Mondschattens noch einige Kilometer oberhalb
der Meeresoberläche. In der Betreffenden Region, zwischen Florida und Bermuda , ist somit zunächst nur eine
ringförmige Finsternis zu beobachten. Der Sonnenring ist hierbei sehr dünn und die ringförmige Phase dauert
folglich nur wenige Sekunden.

Verfolgt man den Verlauf des Mondschattens auf seiner Zentrallinie weiter nach Osten, so stellt man fest,
dass dieser bereits nach wenigen hundert Kilometern die Wasseroberfläche erreicht.
Fällt der Schatten des Mondes zunächst nur seitlich zur Erdkugel hin, so nähert er sich in seinem weiteren
Verlauf dem zentralen, 'hervorgewölbten' Bereich der Erde.
In erster Linie die Kugelform der Erde und die in diesem Bereich entstehende, geringfügige Verringerung
ihres Abstandes zum Mond ist somit für die Transformation der zunächst ringförmigen hin zu einer totalen
Sonnenfinsternis verantwortlich.

An diesem inoffiziell auch als 'Willcox-Punkt' bezeichneten Ort findet der o.g. Übergang bei einer Totalitätsdauer
von '0 Sekunden' statt. Da jetzt aber der scheinbare Durchmesser des Mondes wiederum nur geringförmig größer
als der der Sonne ist, reichen dessen Ausmaße zunächst nicht aus, um auch noch die Chromosphäre der Sonne und
hierauf angeordnete Protuberanzen zu verdecken.
Beobachter, die sich also auf der Zentrallinie in direkter Nähe des 'Willcox-Punktes' - jedoch auf der 'totalen
Seite' - befinden haben dadurch die seltene Möglichkeit, einen unterbrechungsfrei um den Mondrand umlaufenden
Chromosphärenring zu beobachten. Von einem solchen Anblick existieren bisher keinerlei Aufnahmen.
Lediglich Glenn Schneider (s.u.) führte im Jahre 1986 einen Beobachtungsflug durch, der nahezu die Kegelspitze
des Kernschattens erreichte. Er kehrte seinerzeit mit spektakulären Aufnahmen zurück, die den erwähnten
Chromosphärenring, besetzt mit einer Vielzahl von Lichtpunkten - sog.' Baily'schen Perlen - zeigen.

Im Falle der Sonnenfinsternis vom 3. November findet der oben geschilderte Übergang nur ein Mal statt.
Dieser Sachverhalt erhöht den Seltenheitswert der bevorstehenden Finsternis weiter, denn im Regelfalle
entfernt sich die Kegelspitze des Mondschattens nach der totalen Phase über dem zentralen Bereich der
Erdkugel in der Folge wieder soweit, daß Beobachter am Ende der Zentrallinie erneut eine ringförmige
Finsternis erwartet.





Animation des Schattenverlaufes auf der Erdoberfläche


Standortwahl

Man mag zunächst bestrebt sein, einer Beobachtung mit festem Boden unter den Füßen immer den Vorzug zu geben.
Gerade aus fotografischer Sicht ergeben sich hierdurch auch unbestreitbare Vorteile.

Nun bietet der Kernschattenverlauf dieser Finsternis hierfür jedoch ausschließlich den afrikanischen Kontinent an.
Nach reiflicher Überlegung - und trotz bereits begonnener Vorplanung einer Reise dorthin - wurde von diesem
Vorhaben aus Gesundheits-, Sicherheits- und zuletzt auch organisatorischen Gründen Abstand genommen.

Bei einem Telefonat mit Stephan Heinsius - einem langjährigen Astro-Freund, der sich bereits im Jahr 1998 in der
Reisegruppe zu meiner ersten totalen Sonnenfinsternis befand - stellte ich bei ihm die gleichen Vorbehalte fest.
Relativ schnell einigten wir uns auf einen Standort im Anfangsbereich des Schattenverlaufes, die Bermuda-Inseln.
Diese sind von Großbritannien - zu dessen Überseegebieten sie auch zählen - gut und zu recht günstigen Konditionen
zu erreichen.

Nun liegen die Bermudas leider nicht direkt auf der Zentrallinie, und so wurde als 'Minimalziel' die Beobachtung
einer tiefen partiellen Verfinsterung der Sonne ( 86% ) direkt auf den Inseln ausgegeben.
Optional sollten jedoch Informationen über evtl. von diesem Standort aus verfügbare Angebote einer Schiffsreise
oder eines Fluges zur Totalitätszone eingeholt werden.
Hierbei stellte sich leider heraus, dass diesbezüglich keine Optionen zur Verfügung standen.





Gesamtverlauf des Finsternispfades


Zu Beginn der ringförmigen Phase schwebt der Kernschatten des Mondes östlich von Florida mit einer Geschwindigkeit von
mehr als 50.000km/h über die Meeresoberfläche. Bereits 15 Sekunden später trifft er auf den Willcox-Punkt - und somit
auf den Meeresspiegel, um nach weiteren 140 Sekunden um 11:08:00 Uhr den von uns favorisierten Kreuzungspunkt der
Flugroute mit der Zentrallinie zu erreichen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich seine Geschwindigkeit auf 13.600km/h reduziert.
Eine Stunde nach ihrem Aufgang über dem Osthorizont hat die Sonne zur geplanten Durchflugszeit durch die Zentrallinie
eine Höhe von lediglich 14 Grad; der Mondschatten fällt dort also noch sehr flach auf die Erde.
Während unseres Fluges im Kernschatten erhoffen wir, eine totale Sonnenfinsternis von bis zu 10 Sekunden zu erleben
(Korrekturen des Mondrandprofils nicht berücksichtigt).
Die maximale Breite des Finsternisstreifens vor der westafrikanischen Küste bleibt unter 60km und lässt dort folglich auch
nur eine maximale Totalitätsdauer von 1:40 Minuten zu.




E - Flight 2013




Nach mehreren Gesprächen mit verschiedenen Touranbietern landeten wir bei der auf Bermuda ansässigen Airline
' Longtail Aviation ' . Dieser legten wir unser Interesse an einem Charterflug zur Zentrallinie dar und besprachen
im Anschluß auch zügig die hierfür erforderlichen Voraussetzungen.
Natürlich wären die Kosten eines solchen Fluges für uns allein 'astronomisch hoch' gewesen. Das passt zwar vom
Wortlaut her schon recht gut zu unserem Hobby und dem zu beobachtenden Ereignis, wäre in der Folge allerdings auch
für unliebsame Kontostände verantwortlich.
Ziel war es nun, die verbleibenden Plätze in der von Longtail angebotenen Maschine anderen Finsternisbegeisterten
anzubieten, um so ein für Alle verträgliches Kostenniveau zu erreichen.
Schon bald nach einem Post in der ' SEML ' (Solar Eclipse Mailing List) gingen erste Anfragen bei uns ein und innerhalb
eines Zeitraumes von nur drei Wochen haben wir nun bereits alle weiteren Plätze vergeben.


     


Außenansicht und Interieur der Falcon 900B




'Bullet hits the Bullet'

Neben einigen organisatorischen Aufgaben stellte sich die Ausarbeitung der erforderlichen Flugroute und die damit
verbundenen Anforderungen an die Navigation als recht aufwändig dar.

Einfach gesagt, muss hier ein Flugzeug mit einer Eigengeschwindigkeit von etwa 800km/h einen sich mit gut 13.000km/h
im rechten Winkel zu dessen Flugbahn bewegenden Mondschatten treffen; und für dieses Rendezvous steht nur ein
Zeitfenster von etwa +/- 15 Sekunden zur Verfügung.
Die kurze Zeitspanne ergibt sich hierbei auch durch die geringe Breite des Kernschattens von nur 10 Kilometern.
Der für die weitere Planung der Navigation zur Beratung hinzugezogene Astronomie-Professor und NASA-Mitarbeiter
Glenn Schneider sprach bei unseren Plänen von einer 'Bullet hits the Bullet' - Problematik, also etwa der Versuch,
mit einer Gewehrkugel eine andere zu treffen.
Da er selbst aber schon mehrere Sonnenfinsternis-Flüge erfolgreich durchgeführt hatte, wollte er uns die Erfolgs-
aussichten für unser Vorhaben nicht absprechen. Er ermutigte uns vielmehr, die Aufgabe mit der maximalen Sorgfalt
und unter Nutzung seiner enormen Erfahrung offensiv anzugehen.
Weitere Hilfe bei unseren Vorbereitungen erhielten wir von dem französischen Informatiker Xavier Jubier.
Das von Glenn Schneider entwickelte Kalkulations- und Steuerungsprogramm zur Durchführung von Flügen in den
Kernschatten des Mondes erweiterte Xavier in den letzten Jahren um einige wertvolle Tools.
So hat man in seiner Version nun die Möglichkeit, die Bewegung des Mondschattens mit Hilfe von Erdkarten oder sogar
Satellitenbildern zu simulieren. Weiterhin lassen sich mit 'Solar Eclipse Maestro' die Effekte der Lichtstrahlen
am Mondrand sehr genau darstellen.




Simulation des Kernschattenfluges von Xavier Jubier - (c)2013 X.Jubier

Das rote Oval zeigt hierbei die Umrisse des Kernschattens in einer Flughöhe von
13 Kilometern, das schwarz ausgefüllte Oval den Schattenwurf auf der Wasseroberfläche.
Die Blickrichtung zur Sonnenfinsternis wird durch den grünen Pfeil angezeigt.



In der Folge wurden mit beiden Experten viele Details erörtert, die sich zunächst als unscheinbar, in letzter Konsequenz
jedoch als mögliche weitere Fehlerquellen herausstellen sollten. Das Spektrum reichte hier von der Auslösung eines
neuen Zeitabgleiches der Borduhr mit den Signalen der GPS-Satelliten noch vor dem Abflug bis hin zur Anlage von
Wegpunkten mit möglichst sekundengenau einzuhaltenden Ankunftszeiten. Ganz entscheidend war auch die Ermittlung
von Zeitkorrekturen für verschiedene Flughöhen. Aufgrund des flachen Einfallswinkels des Kernschattens kommt es
hier zu Verschiebungen.

Natürlich spielt bei einem solchen Anforderungsprofil die Erfahrung und Flexibilität des Piloten auch eine wesentliche
Rolle. Hier sind wir froh, dass uns der 'head of flight operations' von Longtail Aviation, Martin Amick, seine Dienste
zugesagt hat. Martin kann auf über 13.000 Flugstunden zurückblicken, war Chefpilot bei Northern Airways und hat auch
selbst schon drei totale Sonnenfinsternisse beobachtet. Er wird u.a. die von uns vorbereiteten Flugrouten vor Abflug
mit den aktuellen Wetterdaten verknüpfen und in das Flugmanagementsystem an Bord übertragen.

Insgesamt betrachtet also eine durchaus sportliche Aufgabe, für deren Lösung wir uns nun aber gut aufgestellt sehen.






Vorläufige Planung für drei alternative Flugrouten. Favorisiert wird hierbei eine Kreuzung der Zentrallinie bei 11:08:00 UTC.






Vorteile eines Beobachtungsfluges

Wenn man die Gegebenheiten einer Beobachtung in grosser Höhe mit denen auf der Erdoberfläche
vergleicht so stellt man schnell fest, daß der hier getätigte Aufwand durchaus zu rechtfertigen ist :


-   Die Wahrscheinlichkeit eines von Wolken ungetrübten Blickes auf das Ereignis ist sehr hoch

-   Die Luftunruhe durch Verwirbelungen in den einzelnen Luftschichten ist ausgeschaltet (Seeing)

-   Die Himmelstransparenz ist in 13 Kilometern Höhe wesentlich besser als auf der Erdoberfläche

-   Die Sonnenkorona wird vor einem schwarzen Himmel und somit besonders kontrastreich erscheinen

-   Der Blick von oben ermöglicht die Betrachtung des wandernden Mondschattens bis zu der in 400km

Entfernung verlaufenden Horizontlinie

-   Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Insassen unseres Flugzeuges die ersten Menschen sein,

die die totale Phase dieser Sonnenfinsternis erleben dürfen.








Weiterführende Links :




Wetterlinks :